Steve N Seagulls "Farm Machine" / VÖ 08.05.2015

 

 

 

Eins ist mal klar: So intolerant und festgefahren wie die Metalszene von manchen lange Zeit gesehen wurde ist sie garantiert nicht. Das zeigt sich nicht zuletzt an den verschiedensten Cover-Konzepten, die im Grunde immer gut aufgenommen wurden vom langhaarigen Volk, so lange sie vernünftig gemacht waren. Musterbeispiele sind etwa die sehr ruhigen Lounge-Interpretationen von Hellsongs, sicher auch das Wacken-Original Mambo Kurt mit seiner Heimorgel und natürlich die finnischen Polka-Partyhelden Eläkeläiset, die schon vor zehn Jahren nichts außer Euphorie und völlig zerrockte Leiber auf dem Wackener Acker hinterlassen haben. Da war es genau genommen nur eine Frage der Zeit bis mal jemand auf die Idee kommt, etwas ähnliches im Redneck/Hillbilly-Gewand zu versuchen. Ehrensache, dass es sich auch dabei um eine Kapelle aus dem Land der tausend Seen handelt.

 

Bei deren Namensfindung waren Parallelen zum Namen eines Action-Helden natürlich alles andere als zufällig. Nun also Steve N Seagulls und ihr Debüt "Farm Machine", darauf enthalten die Klassiker diverser Szenegrößen wie Dio, Pantera und Guns N Roses. Drei ohnehin sehr beliebte Vorlagen kommen sogar doppelt zum Zug, nämlich Metallica, AC/DC und Iron Maiden. So weit so gewöhnlich - zumindest in Bezug auf die Vorlage. Die Umsetzung der verrückten Finnen macht ungeachtet dessen viel Spaß und wird die Festivalplätze garantiert zum Toben bringen. Dafür genügt ein Blick auf das vorab präsentierte Video zu "Thunderstruck" (AC/DC), das den betont naturbelassenen Haufen in Topform zeigt. Komplett auf Nummer sicher gehen Steve N Seagulls bei der Songauswahl nicht und präsentieren mit "Ich will" sogar einen deutsch gesungenen Rammstein-Evergreen. Auf den ersten Blick klingt das natürlich erst mal lustig, man muss Sänger Pukki Kaalinen aber letztlich ein Kompliment machen, denn er artikuliert die für ihn sicher nicht gerade einfache Sprache ziemlich gut. Das hat man bei seinen Landsleuten Eläkeläiset schon weitaus schlechter gehört. Überhaupt spielen die Skandinavier ihren Blue Grass-Stiefel seriös runter - Image, Outfits und Partystimmung hin oder her. Hoch die Tassen? Auf jeden Fall, aber nicht zu lieblos dahin geschluderten Songs. Entsprechend sauber werden "Over the Hills and far away", "Seek and destroy" und "Paradise City" auch auf Mandoline, Akkordeon und Banjo präsentiert, denn nur weil eine Band ein Pony als 6. Bandmitglied mit auf dem Albumcover hat, muss das nicht gleich heißen, dass man so überhaupt nichts an sich ernst nimmt. Scheiße aussehen: ja, scheiße spielen: nein. Diese Herrschaften haben Prinzipien. Und noch dazu das Potential, die Partylieblinge des Sommers zu werden.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de