Steel Panther "Live from Lexxi's Mom's Garage" / VÖ 26.02.2016

 

 

 

Mal ehrlich: MTV Unplugged ist doch was für Muschis. Oder Coldplay. Was im Grunde dasselbe ist. Daher haben sich die Glam Metal-Posterboys Steel Panther auch dazu entschlossen, ihr erstes Akustik-Livealbum lieber in der Garage von Bassist Lexxis Mutter aufzunehmen. Im Publikum rein zufällig natürlich ausschließlich weibliche Fans in nicht all zu züchtigen Outfits, die locker um einige Stehtische versammelt stehen. Einzig die Kameramänner und ein "fat, ugly guy" (O-Ton Credits) unterbrechen neben den Musikern den Östrogenüberschwang.

 

Durch Zufall enthält die titelgebende Garage (aka Swinghouse Studios) natürlich nicht nur eine komplette Bühnen-, sondern auch eine passende Lichtkonstruktion. Da haben die Panther ja mal so richtig Glück gehabt und legen sich entsprechend ins Zeug, um die Gastfreundschaft mit ihren Hits zu würdigen. Doch auch Lexxis vermeintliche Mom (Bobbie Brown) lässt sich das eine oder andere mal im Bademantel und mit Lockenwicklern in der blondierten Mähne auf der Bühne blicken, um den Buben Kekse zu bringen oder einfach mal nach dem Rechten zu sehen. Dass die Dame bestenfalls zehn Jahre älter ist als ihr angeblicher Sohn am Bass spielt natürlich keine Rolle, denn typisch Steel Panther hat man auch dafür allerlei abstruse Begründungen parat. Da sich das Quartett schon immer perfekt in Szene zu setzen wusste, wird diese Live-DVD immer mal wieder von kurzen Filmszenen unterbrochen, etwa wenn Sänger Michael Starr mal eben rüber ins Haus geht, um sich zu erleichtern und dabei geradewegs in eine verfängliche Szenerie mit der Herrin des Hauses schlittert. An anderer Stelle wimmelt Gitarrist Satchel einen aufdringlichen männlichen Fan an der Haustür ab, während Schlagzeuger Stix seinen Kollegen wenig später eine unangenehme Situation mit dem Pizzaboten einbrockt. So wird "Live from Lexxi's Mom's Garage" zu einer launigen, kurzweiligen Angelegenheit, die schon allein durch die verbal zugespielten Bälle und grandios hirnrissigen Dialoge der Musiker untereinander zwischen den Songs für reihenweise Lacher sorgt. Neben ihrer Schlagfertigkeit und Schmerzfreiheit ist allerdings hauptverantwortlich für den Steel Panther-Siegeszug der letzten Jahre, dass die vier Jungs nicht nur ihre Rollen in Perfektion beherrschen, sondern dass sie auch an den Instrumenten überaus beschlagen sind. Sorge, dass der Sunset Strip-Vierer in J.B.O.'sche Lächerlichkeitsgefilde abdriftet ist jedenfalls unangebracht, davon zeugen allein schon die auch im weitestgehend stromlosen Gewand famosen Hits wie "Party like tomorrow is the End of the World", "Gloryhole" und "The Burden of being wonderful". Sogar die Überhymne "Death to all but Metal" kann sich im Country-mäßigen Gewand hören lassen und die Powerballade "Community Property" geht sowieso immer. Zusammen mit bereits erwähntem Kreuzfeuer aus maßloser Selbstüberhöhung, Koituswitzen und allerlei intellektuellen Hinweisen ("Hier im Raum gilt heute jede Frau, die über 25 Kilo wiegt als fett"), wird "Live from Lexxi's Mom's Garage" zu einem Feuerwerk der guten Laune und tief fliegenden Klischees. Als Bonbon für die Fans feiert außerdem das bisher unveröffentlichte "That's when you came in" Premiere, das wohl auf dem nächsten Studioalbum zu finden sein wird. Bis es so weit ist, kann man ja noch ein bisschen in der Garage die Schlüpfer fliegen lassen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de