Steel Panther „Balls out“ / VÖ 04.11.2011

 

 

Imagetechnisch sind Steel Panther unbestritten ganz weit vorne mit dabei. Die vier Kalifornier haben ihre Hausaufgaben gemacht und den Hair Metal in jede Faser ihres Körpers aufgenommen. Nur wenige Rocker können heute noch so schön auf dicke Hose machen und dabei überzeugender dem Geist der Achtziger huldigen. Mit seinem feinen Sinn für Humor und dem richtigen Handwerk hat es das Quartett auch hierzulande mit dem ersten Album „Feel the Steel“ zum nicht mehr wirklich geheimen Geheimtipp gebracht, und das obwohl jener Longplayer eine Zeit lang nur als Import zu bekommen war.


An den Vorgänger knüpft man übergangslos mit dem neuen Schlüpferstürmer „Balls out“ an. Die Vorbilder sind nach wie vor die großen der Szene, sprich Mötley Crüe, Bon Jovi, Skid Row, Guns N Roses und Aerosmith. Diesen und artverwandten Acts hat man ganz genau auf die Finger geschaut und neben haufenweise Klischees auch bissige Texte beigefügt, die hin und wieder beherzt die vermeintliche Grenze des guten Geschmacks überspringen. Das alles ist trotzdem keinesfalls als Verunglimpfung, sondern als Verbeugung gedacht und zaubert dem Zuhörer mehr als ein mal ein diebisches Grinsen ins Gesicht. Beispiel gefällig? Wovon könnte ein Song mit dem Titel „Just like Tiger Woods“ wohl erzählen? Oder die erste Single „17 Girls in a Row“? Oder „It won’t suck itself“ (samt Gastauftritt von Chad Kroeger)? Oder oder oder. Das Witzige dabei: So schlüpfrig, pubertär oder überzeichnet die Texte auch sein mögen, zur totalen Parodie verkommen Steel Panther nie, denn beim Songwriting hört der Spaß auf. Das hier sind einwandfreie Glam Metal-Hymnen, mal in Form pathetischer Balladen, mal als hart rockende Partynummer, aber stets mit unwiderstehlichen Hooks und ganz viel Entertainment. Wer auf der Party „Tomorrow Night“ neben Kiefer Sutherland, Britney Spears, Charly Sheen, Christopher Walken und Iron Maiden bei Angry Birds, Löwenbräu und Colombian Coke keinen Spaß hat, der geht garantiert zum Lachen in den Keller. Geschmacksmenschen hingegen legen sich bitte zügig „Balls out“ zu, „before I go Chris Brown“ („Why can’t you trust me“). Allein schon die gesungenen Anzüglichkeiten von Sänger Michael Starr sind die Kröten wert. Der ist auch bekannt als „eine fette Version von David Lee Roth… nein, eine dürre Version von Vince Neil“. Drummer Stix Zadinia hat also vollkommen recht, wenn er sagt, dass „Balls out“ „das beste zweite Album ist, das Steel Panther je gemacht haben“. Alle Klarheiten beseitigt? Dann nichts wie losgerockt!

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de