Spock's Beard "Live in 2005 - Gluttons for Punishment" - Plattenkritik / VÖ 29.08.2005

Mit dem Livedoppelalbum Live in 2005 - Gluttons for Punishment wird dem interessierten Hörer ein Konzertmitschnitt von zwei Spock's Beard Auftritten präsentiert, die im Frühjahr 2005 in Aschaffenburg und Karlsruhe aufgezeichnet wurden. Dabei handelt es sich um das erste Livedokument von Spock's Beard, nach dem Weggang ihres Frontmannes Neal Morse im Jahre 2004.

Über die Live-Qualitäten von Spock's Beard braucht man wohl nichts mehr Großartiges zu berichten, da die Band sich in dieser Hinsicht schon lange einen exzellenten Ruf erspielt hat. Auch dass die dargebotenen Songs, egal ob nun alte oder neue Kompositionen über alle Zweifel erhaben sind, muss wohl nicht explizit erwähnt werden. Somit möchte ich mich bei dieser Kritik einzig und alleine auf die Liveatmosphäre konzentrieren, die ja solch eine CD möglichst gelungen rüberbringen soll. Und hier liegt dann auch der Knackpunkt des Albums begraben, denn das ganze Werk kommt einem im Grunde nicht wie eine Liveaufnahme vor. So erklingen die Aufnahmen alle viel zu sauber, zu perfekt und glatt gebügelt, was wiederum gewissen Nachbesserungen zu verdanken ist, die wohl nachträglich im Studio durchgeführt wurden. Auch ist das Publikum nur sehr selten bis gar nicht zu hören und auch die Ansagen der Musiker fehlen fast gänzlich, was sich für die Liveatmosphäre eher als schädlich erweist. Ein Konzertmitschnitt kann ruhig gewisse Spielfehler, oder auch schwächen im Gesang enthalten, da solche Patzer einfach zu einem Konzert dazugehören und auch den Charme solch eines Erlebnisses ausmachen. Wenn man sich eine saubere und fehlerfreie Produktion anhören möchte, dann wird man auf ein Studioalbum zurückgreifen und nicht ein Livealbum in Erwägung ziehen, da man dort einfach was anderes erwartet. Dennoch ist Live in 2005 - Gluttons for Punishment sicherlich kein schlechtes Album, sondern im Grunde ein "Muss" für alles Fans von Spock's Beard. So singt Nick D'Virgilio über alle Zweifel erhaben, liefert sich beim Song "NWC" ein famoses Schlagzeugduell mit Tourschlagzeuger Jimmy Keegan (u.a Santana), während Keyboarder Ryo Okumoto bei seinem Solo wahrlich wunderschön anzuhörendes vollbringt. Auch wird in den Songs immer wieder Platz für Improvisationen gelassen, die mit solch einer Gelassenheit nur von Spock's Beard stammen können und jedem Prog-Fan die Freudentränen in die Augen treiben wird. Wie auch die Tatsache, dass die Setliste sowohl Songs von den Alben "Octane" und "Feel Euphoria" wie auch "The Kindness of Strangers", "The Light" und "V" umfasst.

Live in 2005 - Gluttons for Punishment ist trotz seiner Glassklaren Produktion, der superben musikalischen Leistung, sicherlich kein Referenzwerk unter den Livealben. Für das ist hier zu wenig Konzertatmosphäre vertreten, um die Stimmung eines Liveauftritts in die heimische Stube zu zaubern. Dennoch werden die Fans der Band auch dieses Album brauchen, da es außer meinem rein subjektiven Kritikpunkt, an diesem Werk nichts auszusetzen gibt.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 11.10.2005