Spandau Ballet „Reformation Tour 2009 – Live at the O2“ / VÖ 23.04.2010

 

 

 

Wer die gigantische O2-World in den Londoner Docklands schon einmal von außen oder innen gesehen hat, der kann sich ein ungefähres Bild von den Ausmaßen dieser Riesenarena machen. Ganz klar: Wer hier aufspielt, hat es geschafft. Die Engländer Spandau Ballet haben das Rund im Rahmen ihrer Reunion-Tour nach über 20 Jahren Abstinenz sogar mal eben locker ausverkauft. Genau gesagt waren alle knapp 20.000 Tickets binnen 20 Minuten unters Volk gebracht, sodass umgehend noch zwei weitere Konzerte anberaumt wurden. Ein Indiz dafür, welchen Status die Wave-Formation noch heute genießt.

 

Entsprechend pompöse Ausmaße hat dann auch die Bühne, auf der das Quintett aufspielte. Das riesige Laken, welches selbige zu Beginn noch verdeckt, dient zugleich als Leinwand über die Interview-Aufnahmen, Filmschnipsel, Grafiken und alte Fotos flimmern, von denen vor allem letztere eine regelrechte Boygroup-Ästhetik versprühen. Ganz so jung sind die Protagonisten, die wenig später im hellen Scheinwerferlicht erscheinen, dann doch nicht mehr, haben sich aber gut gehalten und können sich bei einem Blick ins Auditorium sicher sein, dass die Groupies von einst mit ihnen in Würde gealtert sind. Überhaupt ist der Frauen- und Altersschnitt recht hoch, was die Damen angesichts von Vorzeige-Gentleman und Frontmann Tony Hadley im schmucken Frack nicht vom ekstatischen Kreischen abhält. Etwas verwundert ist man als Betrachter der DVD anfänglich trotzdem, stehen die Bandmitglieder doch dicht an dicht statisch in der Bühnenmitte, jeder in seinem eigenen Scheinwerferspot und wirken damit auf der ausladenden Bühne regelrecht verlassen. Ob das die ganze Zeit so lahm weiter geht? Nö, denn wenig später wird glücklicherweise auch der Rest der Bühne hell erleuchtet, die Backing Band betritt die Bühne und auch das Klangbild wird natürlich breiter. Zum Beispiel bei „Highly Strung“, das sehr beschwingt unter Hinzunahme von Saxofon und der souligen Stimme einer Background-Sängerin gekonnt ins weitere Rund getragen wird.

 

„True“ und „Gold“ heißen im weiteren Verlauf die Megahit, die jeder kennt. Und damit meine ich wirklich jeder. An diesen Nummern kam niemand vorbei, der innerhalb der letzten über 25 Jahre mal auf einem Mainstream-Radiosender hängen geblieben ist. Damit hängt auch der größte Kritikpunkt zusammen, den man Spandau Ballet vorwerfen kann, nämlich dass sie insgesamt etwas zu wenig Biss haben und zu glatt und zu nett klingen. Außerdem zweifle ich den uneingeschränkten Live-Charakter der Aufnahmen an, die einfach zu perfekt sind um wirklich unbearbeitet zu sein. Den Fans der New Romantic-Helden ist dies natürlich vollkommen Rille, denn die wollen keinen Rock N Roll, keine wild umherwirbelnden Derwische, sondern ihre alten Helden in optisch wie akustisch so makelloser Verfassung wie möglich. „Reformation – Live at the O2 World“ bietet genau das.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 23.04.2010