Soundgarden "Superunknown" 20th Anniversary Edition / VÖ 30.05.2014

 

 

Besondere Alben werden gerne zu runden Geburtstagen neu aufgelegt, um deren Großartigkeit einerseits wieder ins Gedächtnis zu rufen und natürlich auch um die eine oder andere Mark zu verdienen. Da bildet auch der Seattle-Klassiker "Superunknown" von Soundgarden keine Ausnahme, die in den letzten Jahren nicht nur einen sehenswerten Neustart hingelegt haben (u.a. mit dem ziemlich coolen Comeback-Album "King Animal"), sondern auch ihr mutmaßliches Opus Magnum jetzt mit ordentlich Bonusmaterial gepimpt haben.

 

Wenn man ein zwei Dekaden altes Scheibchen schon neu in die Läden stellt, ist ein frisches Mastering das Mindeste, was man erwarten kann und diesem ungeschriebenen Gesetz haben sich auch Soundgarden gebeugt. Mit dem Resultat, dass die Aufnahmen jetzt grundsätzlich lauter, das Album als Ganzes zudem etwas klarer, sprich frischer klingt. Die Befürchtung, dass dadurch etwas vom ursprünglichen Charme verloren geht, kann ich nicht bestätigen - dafür sind die Klangkorrekturen einfach zu unaufdringlich und die Songs heute wie damals einfach zu mächtig. Eigentlich reicht es schon aus, nur die Tracklist zu überfliegen, um unzählige Klassiker auszumachen: allen voran natürlich die Überhits "Spoonman" und "Black Hole Sun". Hinzu gesellen sich einige weitere Perlen, etwa das eher nachdenkliche "Fell on black Days", der düstere Siebenminüter "Like Suicide" (auf der 2. CD noch mal in einer ziemlich coolen Akustikversion zu finden) oder das von Chris Cornell wunderbar gebellte und noch heute bei dessen Solokonzerten gern gespielte "The Day I tried to live". Aus der vermeintlich zweiten Reihe sollen stellvertretend der kratzbürstige Opener "Let me drown" und das punkig in anderthalb Minuten runtergezockte "Kickstand" genannt werden. Die Perlentaucher unter den Fans werden sich aber vor allem über die gut gefüllte Bonus-CD freuen. Hier finden sich neben einigen frühen Demoversionen und Instrumentaltracks auch ein alternativer Mix von "Spoonman" und "The Day I tried to live", wobei man bei letzterem auf den ersten Blick vor allem den Gesang weniger homogen ins Gesamtbild eingefügt hat, wenn man den Vergleich mit der regulären Version bemüht. Am interessantesten sind aber die vormals nur schwer zu bekommenden B-Seiten, nämlich das anarchische "Exit Stonehenge" (Spoonman "Single") und das lärmige "Kyle Petty, Son of Richard" ("Fell on black Days" Single). Erst auf der Single "Pretty Noose" erschienen (die allerdings nicht zu "Superunknown", sondern zu dessen Nachfolgealbum "Down on the Upside" gehört) ist "Jerry Garcia's Finger", ein verschrobener, instrumentaler Sound-Wust, der eine Hommage an den 1995 verstorbenen Grateful Dead-Musiker gleichen Namens ist. Trotzdem findet sich das Stück nun chronologisch gesehen zu Unrecht unter den "Superunknown"-B-Seiten, aber man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen, und über mehr Material wird sich kein Fan beschweren. Dazu bietet diese Jubiläumsausgabe ohnehin keinen Anlass, denn eine spannende Zeitreise ist diese Doppel-CD allemal, selbst wenn man den B-Seiten fairerweise attestieren muss, dass damals zu Recht die anderen Songs den Vorzug für das reguläre Album erhalten haben.

 

Wer ein paar Euro mehr ausgeben will, dem sei die "Super Deluxe Edition" dieser Neuauflage ans Herz gelegt, die im LP-großen Hardcoverbuch erscheint und neben insgesamt vier (!) CDs mit massenweise weiterem Bonusmaterial (etwa diversen Live-Tracks aus dem Jahr 1993) auch mit einer Audio Blu-Ray im 5.1. Surround Sound ausgestattet wurde.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de