Solstice “Lamentations”, “Halycon”, “New Dark Age” (Re-Releases) / VÖ 27.04.2007

 

 

Die Briten Solstice (nicht zu verwechseln mit der US-Death Metal-Band gleichen Namens) galten zu ihrer ersten aktiven Zeit in den 90ern in Doom-Metal-Kreisen als eine der interessantesten und wichtigsten Bands. Gegründet vom ehemaligen Napalm Death-Mitglied Rich Walker haben sie bis zur ihrer Auflösung vor fünf Jahren zwar nie den Bekanntheitsgrad ihrer Genre-Kollegen Solitude Aeturnus, Candlemass oder Saint Vitus einfahren können, ihre Musik gilt aber noch heute bei Kennern als erstklassig und vor allem als gesucht. Und somit erscheint der Schritt des Labels Cyclone Empire, die ersten beiden Alben, sowie die „Halycon“ EP als Remastered Editions wiederzuveröffentlichen, eigentlich nur logisch.

 

Das Debütalbum „Lamentations“ (1994) und besagte EP (ein Jahr später) wurden noch mit Sänger Simon Matravers und Gitarrist Gian Piras aufgenommen. Zu hören gibt es epischen Doom, bei dem vor allem Wert auf die Melodien gelegt wird, die die (natürlich) recht zähflüssig (im positiven Sinne) anmutenden Nummern „These Forever Black Paths“ und „Last Wish“ zu kleinern Perlen des Mittneunziger-Doom machen. Eindeutig von ihren Kollegen Candlemass und Solitude Aeturnus (ohne deren Power Metal-Anteil) beeinflusst, haben die Songs vor allem durch einen ordentlichen Hauch britischer Düster-Romantik ihren ganz speziellen Reiz.

 

Das Highlight der Solstice-Discographie dürfte aber ganz klar „Dark New Age“ darstellen. Gian Piras ist mittlerweile zu Cradle Of Filth gewechselt und Morris Ingram hat den Sängerposten von Simon übernommen, und dieses Line-Up beglückte die Doom-Gemeinde 1999 mit einem echten Hammer-Scheibchen. Zwar ist mir erscheint mir trotz der lyrischen Ausrichtung die Schublade „Pagan Doom“ ein bisschen zu hoch gegriffen, in Sachen dramatischer Epik, Tristesse und Weltschmerz kann „Dark New Age“ aber ganz klar mithalten mit der „Elite“ und bietet zudem mit „Cimmerian Codex“ einen der besten Doom-Songs überhaupt, mit einem gar mächtigen Refrain, den man erstmal so hinbekommen muss. Für Doom-Fans sind diese Re-Releases auf alle Fälle eine lohnenswerte Investition, gerade deshalb, weil man in diesem Genre nun wirklich nicht von essentiellen Veröffentlichungen überflutet wird.

 

Die Bonustracks sind über die drei Neuauflagen verteilt. Den Kern bilden die (schlecht produzierten) Demo-Tracks aus ganz frühen Zeiten (nicht schön, aber selten), die man ziemlich alle in besserer Qualität auf den regulären Teilen der Scheiben findet. Immerhin kriegen wir so aber noch Überbleibsel von so kultigen Bands wie Graven Image zu hören, auf deren Songs ein Teil des Songmaterials basiert (Simon Matrevers hat ein paar Momente seiner ehemaligen Band zu Solstice rübergerettet). Ein paar Coverversionen gibt es auch, „Gloves Of Metal“ von Manowar etwa oder auch „The Prophecy“ von Iron Maiden, die im guten, aber gewöhnungsbedürftigen Doom-Gewand daherkommen.

 

2002 kam es dann letztlich zum Split. Ob man von Solstice mal wieder was hören wird, bleibt abzuwarten, denn die ehemaligen Bandmembers sind ja irgendwo alle noch mit diversen Bands und Projekten beschäftigt. Was sicher ist, ist dass das Erbe dieser Band mit den Wiederveröffentlichungen sicher aufrechterhalten bleibt, und dass man sicher keinen Fehler begeht, wenn man sich die Sachen mal anhört. Den Jüngern der Langsamkeit, die die Alben noch nicht kennen, dürften sie in jedem Falle zusagen.

 

Heiko Eschenbach – www.sounds2move.de / 30.06.2007