Soil „Whole” / VÖ 16.08.2013

  

Selten habe ich ein Album gehört, das sich so einfach rezensieren ließe: Ryan McCombs, der Sänger der grandiosen Alben „Scars” und „Redefine”, ist endlich zu Soil zurückgekehrt. Die neue Platte „Whole” reiht sich perfekt ein und klingt so wie früher.

Da ich aber von meinem Chef einen drüber kriegen würde und nicht mehr so tolle Scheiben wie diese hier bekäme - hier das Ganze ausführlicher: Soil kamen Anfang der 2000er groß raus, schwammen auf der New Metal Welle, obwohl sie da nicht so ganz reinpassten, und sorgten live für Furore. Ich erinnere mich noch lebhaft, dass sie 2003 den vielleicht besten Auftritt bei Rock am Ring hinlegten. 2004 wechselte Rockröhre McCombs von Soil zu Drowning Pool. Seinen Job übernahm AJ Chavalier, der zwar eine gute Stimme besitzt, aber nicht ganz die Power und Intensität seines Vorgängers und Nachfolgers erreicht. So wurden die beiden Alben „True Self” und „Picture Perfect” trotz des bewährten Cocktails aus modernem Metal, Grunge und Südstaaten-Flair nicht solche Kracher wie die ersten Platten. Folglich kehrte Ryan McCombs zurück, und das Ergebnis dieser Reunion ist „Whole”.

Nach zwanzig Sekunden des Openers „Loaded Gun” weiß der Hörer schon, warum diese Instrumentalisten und dieser Sänger zusammengehören! Das ist, entschuldigt das Klischee, Musik für tätowierte, behaarte Holzfällerhemdenträger. Kraftvoll, roh, ehrlich und mit einem höllischen Groove! So, ich sollte mal die Fanbrille absetzen, aber es fällt mir extrem schwer. Die Songs klingen genau so wie 2004, und wer das mochte, der steht auch auf den neuen Stoff. Gut, man kann Soil natürlich eine fehlende Entwicklung vorwerfen, aber die Logik sieht doch so aus: Wenn sie das was sie können immer derartig gut machen, gibt es keinen Grund zur Beschwerde. Der Abwechslungsreichtum ist natürlich überschaubar, er reicht von schnell („Amalgamation“) bis schleppend („Ugly“), und im grandiosen letzten Song „One Love” trifft man das alles an. Dazu gesellen sich ein paar Hits wie die Single „Shine on”, „Way gone” oder „Little Liar”.

Man ist ganz nah dran an vergangenen großen Nummern wie „Unreal” oder „Halo”, und selbst wenn ein Song mal nicht so zündet, wird er entweder durch fetten Groove oder ein interessantes Break aufgewertet. Soil sind wieder richtig da und haben sich als eine der wenigen New Metal Bands stilistisch nicht verändert, und das ist auch gut so!

 

Nils Obergöker - www.sounds2move.de