Sodom „In War and Pieces“ / VÖ 19.11.2010

 

 

 

Sodom sind so etwas wie die Stoiker unter den Teutonen-Thrashern. Die beiden History-DVDs „Lords of Depravity“ hätten eigentlich recht zeitnah aufeinander folgen sollen, am Ende waren es mal eben 5 Jahre, die zwischen beiden Teilen lagen. Das aktuelle Label SPV meldete zwischendurch sogar Konkurs an, doch anstatt panisch das Weite zu suchen (wie viele andere Acts), bleibt das Trio aus Gelsenkirchen gelassen und sitzt die Sache einfach aus, um den neuen Teller - genau wie besagte 2. DVD - jetzt trotzdem über selbiges Label zu veröffentlichen. Dass der letzte Studiobrocken „Sodom“ inzwischen ebenfalls vier Jahre auf dem Buckel hat, passt da nur all zu gut ins Bild. Gut Ding will Weile haben, oder „Es ist fertig, wenn es fertig ist“ lautete die Philosophie des Anti-Schnellschusses, eine Einstellung, mit der Sodom nach wie vor exzellent fahren.

 

Der ruhige Auftakt von „In War and Pieces“ ist trügerisch, wie im Auge des Orkans. Einen Gang zurück schalten Sodom nämlich nur äußerst selten, etwa beim metallisch-klassischen Mittelteil von „Storm Raging Up“ samt toller Sologitarre. Auch „Through Toxic Veins“ lässt es erst einmal klassisch angehen, ein Hauch von Maiden liegt in der Luft, bevor die Schalke-Thrasher den Knüppel aus dem Sack holen und drauf los galoppieren. Merklich räudiger und dreckiger ist „The Art of Killing Poetry“ (Songtitel des Monats!), hier klingt Tom Angelripper zudem in vereinzelten Momenten sogar ein bisschen wie Dani Filth, was nicht abwertend gemeint sein soll. Was bei „In War and Pieces“ schnell auffällt, ist die kraftvolle, zeitgemäße Produktion von Waldemar Sorychta (Samael, The Gathering), der offenbar ein feines Gespür dafür hat wie „modern“ Sodom für ihre Verhältnisse klingen dürfen, ohne dabei all zu weit vom eigenen Credo abzuweichen. Apropos: Angelripper hat für diese Scheibe endlich mal wieder einen deutschen Text verfasst, nämlich eine Ode an das titelgebende Bandmaskottchen „Knarrenheinz“. Auch dadurch wird „In War and Pieces“ zu einer richtig runden Angelegenheit und darf Ansprüche auf den Thron der Thrash-Platte des Jahres stellen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 23.11.2010