Slash „Live – Made in Stoke“ DVD / VÖ 11.11.2011

 

 

“No Place like Home”: Riff-Guru Slash kehrt mit seinem selbstbetitelten Soloalbum in die Stadt zurück, in der er als kleiner Jungs aufgewachsen ist. Und in der er seitdem auch nicht mehr gewesen ist, wie er wissen lässt. Ein Hauch von Familienzusammenführung also, von dem man sich – sonst hätte man den Ort wohl nicht gewählt – im Voraus sicher das gewisse Etwas versprochen hat, das „Made in Stoke“ von den unzähligen Konkurrenzprodukten abheben soll.


In Sachen Darbietung und Optik kann man das durchaus abnicken, immerhin umfasst das Set großzügige 21 Songs. Auf die großen Showelemente wird zwar verzichtet (abgesehen vom Schnipselregen nach „Paradise City“), man setzt lieber auf das klassische Rock´n´Roll-Konzept mit den drei Bs: Band, Boxen, Backdrop. Nicht spektakulär also, aber effektiv, denn man hat das Gefühl, dass sich diese fünf Männer verstehen und auf der Bühne einen Spaß miteinander haben, den man ihnen stets ansieht und der auch rüberkommt. Technisch ist man ebenfalls auf höchstem Niveau, „Made in Stoke“ überzeugt schon auf der DVD mit brillanter HD-Schärfe und Bildern, die dem oft bemühten „Mittendrin statt nur dabei“-Gequatsche dann doch tatsächlich gerecht werden. Man hat beinahe das Gefühl, Slash´s Schweiß aus der Flimmerkiste tropfen zu sehen und würde Myles Kennedy am liebsten für seine Gesangsleistung auf die Schultern klopfen. So liefert der introvertierte Frontmann beim Gunners Klassiker „Civil War“ eine höllisch starke Leistung ab und holt bei „Starlight“ sogar mehr heraus als auf der Studioversion. Wenn man sich vor Ohren führt mit welcher Souveränität der Alter Bridge-Sänger Songs aus allen Schaffensphasen Slash´s meistert, von den Gunners, über Slash’s Snakepit bis Velvet Revolver und dem selbstbetitelten Solodebüt, könnte auch der Gitarrenmeister himself ruhig mal den Zylinder ziehen. Gleichzeitig scheint er kein Problem damit zu haben, dass ihm sein Kollege die Show zu stehlen scheint, mal abgesehen vom ausladenden „Godfather Solo“-Alleingang. Doch auch das ist eine Stärke der aktuellen Besetzung: Hier darf jeder mal. Auch Bassist Todd Kerns, der bei „Doctor Alibi“ den Leadgesang übernimmt. Slash selbst nimmt sich da gerne auch mal etwas zurück, allerdings muss der Mann auch schon länger keinem mehr etwas beweisen. Trotzdem legt er uns mit „Made in Stoke“ eine überdurchschnittliche DVD/Blu Ray unter den Baum, die eine Band in Topform und in einem tollen Venue zeigt. Kleiner Wehrmutstropfen: Das englische Publikum hätte die Euphorie der letzten halben Stunde gern während des gesamten Konzerts an den Tag legen dürfen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de