Skyclad “In the … All Together“ / VÖ 29.06. 2009

 

 

Auch acht Jahre nach dem Split ist die Frage evident: Skyclad ohne Martin Walkyier – kann das überhaupt funktionieren? Nachdem „A Semblance of Normality“ 2004 nicht viele Argumente dafür lieferte, diese Frage mit „Ja“ zu beantworten, haben sich die Engländer(innen) nun erneut aufgerafft, um ein weiteres Folk-Metal-Album unter die Leute zu bringen. „In the...All Together” heißt das gute Stück, dem die recht lange Entstehungszeit eher genutzt als geschadet hat. Letztendlich kann man der Truppe aus Newcastle auch nicht vorwerfen, schlechte Musiker zu sein. Und mit Steve Ramsey und Graeme English sind immer noch zwei Gründungsmitglieder mit an Bord. Geigerin Georgina Biddle ist schon seit 15 Jahren in der Band, und Kevin Ridley war vor seinem Einstieg 1998 bereits lange Jahre als Produzent für die Gruppe tätig. Von daher kann das typische Skyclad-Feeling natürlich nicht komplett verschwunden sein – es fehlt halt nur der sehr charismatische Frontmann und gleichermaßen begabte Texter.

 

Und hier sind wir auch gleich beim Schwachpunkt des neuen Albums: dem Gesang. Klang Kevin Ridley auf dem Vorgänger eher nach New Model Army – was zwar ungewohnt aber durchaus stimmig war – versucht er jetzt wesentlich metallischer zu singen. In den Fällen, in denen es ihm gelungen ist, nähert er sich somit seinem großen Vorgänger. Doch leider geht dies auch häufig daneben, und der Gesang wirkt aufgesetzt und „gröhlig“. Trotz allem haben wir es hier mit einem durchaus gelungenen Album zu tun. „In the...All Together”, das mittlerweile zwölfte Studiowerk der Band, legt furios los. Der Opener “Words upon the Street” ist eine typische Mid-Tempo Folk-Metal-Nummer, wie sie auch auf  „Folkémon“ oder „Vintage Wine“ hätte stehen können. Das folgende „Still Small Beer“ überzeugt als schnelle Abgehnummer mit Mitgröhlrefrain. Der wohl beste Track des Albums „The Well-Travelled Man“ verknüpft im Anschluss dann gefühlvolle, keltische Ballade mit typischem Skyclad-Metal. Weniger anfangen kann ich dagegen mit dem Stoner-Rock mäßigen „Black Summer Rain“. Dafür folgt mit dem sehr orientalisch angehauchten „Babakoto“ ein weiteres echtes Highlight. Leider kann dann die zweite Hälfte des Albums nicht halten, was die erste verspricht. „Hit List“ ist eine sehr zerfahrene Nummer, die allerdings immer wieder von sehr schönen ruhigen Parts unterbrochen wird, und „Superculture“ knüpft mit seinem Folk-Punk eher an „A Semblance of Normality“ an. Interessanter ist dann wieder „Which is Why“, das teils alte Skyclad-Trademarks aufgreift, teils aber auch eine skandinavische Schlagseite aufweist. „Modern Minds“ hat zwar ein recht gelungenes Thin-Lizzy-Riff, ist ansonsten aber eher eine langweilige Rock-Nummer, und der abschließende Titeltrack bietet dann noch einmal solide aber nicht überragende Skyclad-Kost (mit leicht punkigem Einschlag).

 

Unter dem Strich bleibt ein gutklassiges, abwechslungsreiches Folk-Metal-Album, das man auch alten Skyclad-Fans, die sich nach „A Semblance of Normality“ von der Band abgewendet haben, durchaus empfehlen kann. Einen Klassiker der Marke „A Burnt Offering for the Bone Idol“,  “Prince of the Poverty Line” oder “Irrational Anthems” sollte man natürlich nicht erwarten.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 04.07.2009