Sixx A.M. "Modern Vintage" / VÖ 03.10.2014

 

 

Die guten Nachrichten zuerst: Durch das nahende Ende der Mötley Crüe-Aktivitäten wird demnächst deutlich mehr Zeit für Sixx A.M. im Zeitplan von Nikki Sixx zur Verfügung stehen. Als erstes Resultat wurde für das Frühjahr die erste Headlinertour (USA) überhaupt bestätigt. Und natürlich ist die neue Platte "Modern Vintage" draußen, auf die man sich als Fan lange gefreut hat.

 

Nun die schlechte Nachricht: Wer gehofft hat, dass man in ein ähnliches Horn bläst wie mit dem überragenden "This is gonna hurt", wird enttäuscht werden. Natürlich gibt es Berührungspunkte und richtig geile Nummern, die auch den beiden ersten Scheiben wunderbar zu Gesicht gestanden hätten wie der grandiose Opener "Stars" (überragend!). Daneben gönnt man sich allerdings auch das eine oder andere Experiment, über das in Anhängerkreisen wohl angeregt, wenn nicht gar kontrovers diskutiert werden wird. Das Disco-Flair von "Miracle" etwa, oder aber "Before it's over", das mal komplett über das Ziel hinaus schießt und mehr Varieté als Rock ´n´ Roll ist. Nichts gegen einen Blick über den Tellerrand, aber was bitte war an der Ausrichtung von "The Heroin Diaries" und "This is gonna hurt" falsch? Abgesehen davon gibt es ohnehin nur eine Band, die mit solchen Stilbrüchen durchkommt, und das waren Queen. Den leichten Latin-Einschlag von "Get ya some" lässt man noch durchgehen, aber an manch anderer Stelle verzocken sich Sixx A.M. schlicht und ergreifend. Man wird irgendwie das Gefühl nicht los, dass das Trio hier versucht hat, zwanghaft so variabel und abwechslungsreich wie nur irgend möglich zu klingen. Dabei hat man im kreativen Überschwang nur leider das Ziel aus den Augen verloren. Zweifelsohne ist "Modern Vintage" in Sachen Produktion und Sound über jeden Zweifel erhaben, schließlich ist James Michael nicht nur ein guter Sänger, sondern auch ein ebensolcher Produzent. In Sachen Songwriting reißt man dieses mal aber - und das finde ich als großer Verehrer des Vorgängers regelrecht tragisch - keine Bäume aus. Stattdessen überhebt man sich am eigenen Anspruch und mutmaßlich zu hoch gegriffenen Ambitionen. Dass es auch auf die gute alte Weise geht, zeigt "Gotta get it right", was nicht ausreicht, um diese Scheibe vor den Untiefen des Mittelmaßes zu retten.

 

Wie eingangs erwähnt haben Sixx A.M. zukünftig deutlich mehr Zeit für ihre Aktivitäten als bisher. Zeit, die man nutzen sollte (und wird), um diesen Ausrutscher vergessen zu machen und zu alter Stärke zurück zu finden.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de