Sister Sin „Now and Forever“ / VÖ 26.10.2012

 

 

 

Seit ihrer Gründung 2002 versuchen Sister Sin im Windschatten der Konkurrenz ein paar Meter auf die Spitzengruppe gut zu machen. Schlagkräftige Argumente waren dabei immer vor allem die guten Liveshows der Schweden, und auch der eine oder andere Song ließ das Pflänzchen der Hoffnung zaghaft sprießen und gedeihen. Das Quartett schien bereit für den großen Sprung, man befand sich längst in Lauerstellung.

 

Hört man sich „Now and Forever“ an, hat man die Befürchtung, dass Sister Sin in selbiger eingedöst sind. Nicht, dass man ruhig oder schläfrig geworden wäre: Noch immer wird mit ordentlich Feuer gerockt, und vor allem das Reibeisen von Liv Jagrell punktet ein ums andere mal. Das Problem ist ein ganz anderes: Die zehn neuen Songs versumpfen etwas zu viel im Mittelmaß, und man hat nie das Gefühl, es mit einer wirklich aufregenden Platte zu tun zu haben, die einen fesselt und so schnell nicht mehr loslässt. So hört man sich ein ums andere mal durch diese 40 Minuten, da es aber durchgehend an wirklich großen Hooks fehlt, fliegt „Now and Forever“ weitestgehend einfach an einem vorbei. Es bleibt viel zu wenig hängen, als dass es einen Anlass geben könnte, Sister Sin einem der unzähligen Konkurrenten vorzuziehen. Auch fällt man auf einen Trend unserer Zeit herein, der sich regelmäßig neue Opfer sucht: Intros, die keiner braucht. „MMXII“ ist sicher nett gedacht als bedächtiger Einstieg, aber was denken sich Bands dabei, solche handzahmen Dudeltracks an den Anfang ihrer Platten zu stellen? Entweder ist man ein Könner dieser anspruchsvollen Kunst (vgl. Epica) oder man spart es sich am besten gleich und geht lieber direkt in die Vollen und steigt mit einem fetten Rocker oder einem amtlichen Headbanger ein. Aber eigentlich kommen wir vom Thema ab, denn auch ein Über-Intro hätte „Now and Forever“ nicht vorm Mittelmaß bewahrt. Dafür hat man das alles einfach schon viel zu oft, bisweilen sogar deutlich besser und konsequenter gehört. Vielleicht sieht die Sache auf der Bühne anders aus, da könnte das Material noch eine ganze Schippe mehr Spaß machen, und dass Sister Sin rocken können, ist Fakt. Für das heimische Wohnzimmer bleiben aber weiterhin andere Alben erste Wahl.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de