Sirenia „Nine Destinies and a Downfall“ / VÖ 09.03.2007

 

 

Zugegeben: nach dem ersten Hörgenuss von Sirenias Drittwerk „Nine Destinies and a Downfall“ war ich zunächst ziemlich geschockt. Zu krass ist der Stilbruch zum Vorgänger „An Elixir for Existence“. Nicht nur dass der Härtegrad deutlich gedrosselt wurde, was sich z. B. an dem nur noch sporadisch zum Einsatz kommenden Growl-Gesang manifestiert – auch wurde das epische Element auf ein Minimum reduziert.

 

Auf „Nine Destinies and a Downfall“ befinden sich neun relativ einfach gestrickte Songs, recht rockig gehalten und mit sehr eingängigen Refrains. Der Gesang von Monika Pedersen – die als Ersatz für Henriette Bordvik angeheuert wurde - ist so zuckersüß und poppig, dass er wohl so manchem Metaller durchaus die Gehörgänge verkleben könnte. Trotz alledem hab ich das neue Album bereits nach ein paar Durchläufen fest in mein Herz geschlossen. Und bei genauerem Hinhören stellt man auch fest, dass der Stilbruch gar nicht so groß ist. „Nine Destinies and a Downfall“ orientiert sich eher am Sirenia-Debüt „At Sixes and Sevens“ und strickt den dort vorgegebenen Weg konsequent fort. Auch damals gab es eher rockige Songs mit teilweise poppigen und eingängigen Refrains (die ich persönlich auf „Elixir for Existence“ sogar ein wenig vermisst habe). Doch genug zur Historie: Die Songs von „Nine Destinies and a Downfall“ gehen schnell ins Ohr und setzen sich dort unwiederbringlich fest. Hervorheben möchte ich den Ohrwurm „The Other Side“, das noch am ehesten alte Härte ausstrahlende „Sundown“ und meinen absoluten Favoriten „Downfall“. Trotz des allgemeinen Härteverlustes rockt die Gitarre noch recht ordentlich, sogar Gitarrensoli sind gelegentlich zu hören. Am Gesang von Monika werden sich wohl die Geister scheiden. Für manche dürfte er zu poppig sein. Ich finde ihn aber großartig, und er passt auch sehr gut zu den Songs. Auch die – ich sag mal ketzerisch- Tristania-Chöre sind noch immer sehr präsent. Bei der abschließenden wunderschönen Ballade „Glades of Summer“ ist dann auch endlich die obligatorische Violine zu hören.

 

Ein paar Kritikpunkte hab ich dennoch. Nicht nur Mortens Growls kommen zu kurz, auch männliche clean-Vocals sind nur noch selten zu hören, obwohl sie meiner Meinung nach gut ins neue Konzept passen. Zudem klingt Monikas Stimme für die teilweise sehr düsteren Texte doch etwas zu fröhlich. Da ist es kein Wunder, dass niemand die „Dunkelheit erkennt, die in ihrem Inneren schlummert“, um mal den Refrain der ersten Single-Auskopplung „My Mind´s Eye“ zu zitieren. Fazit: Wer nicht auf poppigen Gothic Rock/Metal steht oder bei vertontem Kitsch Ausschlag bekommt, der sollte möglichst einen weiten Bogen um „Nine Destinies and a Downfall“ machen. Allen anderen sollten das Album mal antesten und sich von Monika Pedersen süße Nichtigkeiten ins Ohr flüstern lassen.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 10.03.2007