Silver Fist  „Tears Of Blood“/ VÖ 13.07.2007

 

 

 

Kennern der spanischen Metal-Szene dürfte die Band Muro noch ein Begriff sein, die um die Jahrtausendwende mit zwei relativ erfolgreichen Alben von sich reden machte. Sänger Silver Solorzano und Drummer Iván Manzano gründeten 2002 die Nachfolgeband Silver Fist, die trotz ihres international tauglichen Namens bisher zwei spanischsprachige Alben veröffentlicht hat.

 

Das letzte dieser Alben, „Lagrimas de Sangre“ erscheint nun in einer englischsprachigen Version. „Tears Of Blood“ heißt das Teil und verändert hat sich im Vergleich zum kastillischen Pendant im Wesentlichen eben nur die Sprache der Texte. Musikalisch bekommt man hier melodische, mitunter dank der ansprechenden Riff-Akrobatik auch recht ordentlich hämmernde Power-Metal-Songs geboten. Typisch europäisch halt, wenn auch nicht wirklich kitschig oder zu fröhlich-hektisch, sondern durchaus mit viel Gefühl für Metal im Grundsatz. Dass ich mir mit der Scheibe trotzdem teilweise etwas schwer tue, liegt daran, dass ein Teil der Melodien etwas, ich nenne es mal „gequält“ wirkt. Will heißen: An einigen Stellen des Songmaterials merkt man zu deutlich, dass die Band darauf bedacht ist, aus dem vorhandenen Spielraum zu viel zu machen und sich ein bisschen verzettelt, so dass die Hooks nicht wirklich zünden. Dafür hat man aber mit dem Opener „The Fear“, „Flight Of The Phoenix“ oder auch mit der ansprechenden, gelungenen Ballade „I Still Believe In You“ ein paar Nummern am Start, die durchaus Potenzial erkennen lassen. Der lustige Akzent des Sängers ist zu verzeihen, genauso wie die Tatsache, dass die Texte stellenweise etwas holprig sind, was natürlich mit der Übertragung gesamter Songstrukturen in eine andere Sprache zu tun hat und nicht zu vermeiden ist. Die aufgegriffenen Vergleiche mit Accept oder Running Wild kann man als grobe Marschrichtung durchaus stehen lassen.

 

In welche Richtung der Weg von Silver Fist nun führt ist nicht ganz klar. Logisch wären beide Möglichkeiten, die man nun hat: Entweder beim nächsten Mal wieder in der Muttersprache zu singen, oder diesmal direkt in Englisch anzufangen und neue Songs zu kreieren, die sich nicht über sprachliche Barrieren ihren Weg bahnen müssen. So könnten Silver Fist auch ihre Schwächen noch ausmerzen: Sich einfach entscheiden, welche der beiden Sprachen ihnen nun lieber ist. Zusammen mit ein bisschen mehr Sicherheit im Songwriting könnten wir nächstes Mal ein Werk vorgelegt bekommen, über das ein paar mehr Leute sprechen werden als über „Tears Of Blood“.  Halt einfach mal abwarten. Wie sagt man so schön? Vivir para ver.

 

Heiko Eschenbach – www.sounds2move.de/ 30.06.2007