Silentium „Amortean“ / VÖ 20.02.2009

 

 

Bei meiner Kritik zum letzten Album des finnischen Sechsers Silentium hatte ich noch moniert, dass es an herausragenden Hits mangeln würde, die aus einem guten ein sehr gutes Album machen. Die Band sah es anscheinend ähnlich und hat genau dem Abhilfe geschaffen. Und noch einiges mehr geleistet.

 

Genau genommen traute ich schon beim ersten Durchlauf meinen Ohren kaum. Klar, dass Silentium ihr Handwerk verstehen und ein gutes Händchen haben, bewies „Seducia“ locker. Aber dass mit „Amortean“ jetzt ein kleines Meisterwerk folgt, hätte ich der Truppe offen gestanden nicht zugetraut. Unter der Ägide von Produzent Kärtsy Hatakka (Waltari) ist ein Album entstanden, welches begeistert, fesselt und beeindruckt. Die deutlich dominanter gewordenen Orchesteranteile und Chöre klingen schlicht brilliant, werden perfekt in Szene gesetzt und immer zum richtigen Zeitpunkt von der Leine gelassen. Dazwischen regieren mal erhabene, mal verspielte, zu jedem Zeitpunkt aber stimmige Keyboardpassagen, gleichberechtigt mit virtuosem Drumming und ausgefeilter Gitarrenarbeit, die jedoch nie zum sechssaitigen Schwanzvergleich verkommt, sondern sich stets dem Gesamtergebnis unterordnet. Darüber hinaus steigt Riina Rinkinen mit ihrer überaus natürlichen und in jeder Note überzeugenden Gesangsleistung für mich in die Top 10 der europäischen Metal-Frontfrauen auf. Anspieltipps auf „Amortean“? Fehlanzeige, denn jede Nummer ist für sich genommen schon eine kleine Offenbarung; und doch schafft es dieser Longplayer vor allem als gesamte Einheit seinen ganzen Glanz zu entfalten. Ob man nun das fast neunminütige Epos „The fallen Ones with you tonight“, den nicht mal dreiminütigen Seufzer „Storm Slight Solitude“ oder den packenden Opener „Leave the Fallen behind“ hervorheben mag, bleibt jedem selbst überlassen. Dass Silentium einen Quantensprung in ihrer Evolution hingelegt haben, dürfte jedoch kaum zur Debatte stehen. Eine Nummer muss ich dann allerdings doch noch hervorheben, nämlich „My broken Angel“. Diese Ballade ist eine einzige Gänsehaut, sozusagen die Essenz einer doomig-epischer Elegie. Allein dieses Stück ist jeden investierten Cent wert. Besser als auf „Amortean“ kann man wohl kaum die Schnittmenge aus Symphonic-, Gothic- und Doom Metal treffen. In allen Belangen herausragend!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.02.2009