Siebenbürgen „Revelation VI“ /  VÖ 13.06.2008

 

 

Hell was full so we came back. Richtig, diesen Spruch hab ich mir mal eben bei meinen britischen Dark Metal Lieblingen Cradle of Filth ausgeliehen und für unser Mini-Wallpaper zum aktuellen Siebenbürgen-Interview zum Aufhänger auserkoren. Aber seid ehrlich: Der Spruch passt, oder? Immerhin hatte Marcus Ehlin seine Truppe 2005 frustriert und im Bandgefüge vollkommen zerrüttet aufgelöst, um gerade mal 2 Jahre später mit neuem Feuer und ebenso neuen Mitstreitern zurückzukehren.

 

Auferstanden von den Toten machen Siebenbürgen anno 2008 da weiter, wo sie vor ihrem zwischenzeitlichen Ableben mit „Plagued be thy Angel“ und „Darker Designs & Images“ aufgehört hatten. Nämlich mit teils ruppigem, teils symphonischen und mitunter auch wunderbar melodischem Dark Metal, der an der einen oder anderen Stelle auch noch mal die einstigen Black Metal Wurzeln der Schweden durchschimmern lassen. So zum Beispiel in „Grimheim“, das mächtig Dampf hinter der Schießbude hat, andererseits jedoch auch Raum für ein feines, eher traditionell ausgerichtetes Gitarrensolo im letzten Drittel des Songs lässt. Doch auch mit weniger Fahrt machen Siebenbürgen auf „Revelation VI“ eine gute Figur, man höre nur das atmosphärisch-träumerische Intro von „After the Wolf (Do Dead Man Follow“), einem Stück, das auch in der Folgezeit nicht mit Brechstange und Bleifuß vorangetrieben werden muss, sondern durch seine epische, bisweilen gar majestätische Note punkten kann. Diese Nummer könnte in ähnlicher Form auch von den untruen Massenlieblingen aus dem Vereinten Königreich stammen, woran auch die gesprochenen weiblichen Vocals zum Ende des Songs hin ihren Anteil haben. Jede stammen übrigens von der jungen, verspätet zum Rückkehr-Line-Up gestoßenen Schwedin Lisa Bohwalli, die in bester Siebenbürgen-Manier zwar eine untergeordnete Rolle am Gesang spielt, dafür aber mit einer tollen Stimme und zumeist genau im richtigen Moment für auflockernde oder warme Akzente sorgen kann. Auch bei etwas mehr Spielraum im Rampenlicht („The Soulless“) zeigt die Dunkelhaarige, dass ihr Stimmchen eigentlich viel zu Schade ist, um nur die zweite Geige zu spielen. Doch damit scheint die Sängerin gut leben zu können, da es bekanntlich Bandboss Marcus Ehlin ist, der bei Siebenbürgen in nahezu allen Belangen das letzte Wort hat.

 

Ich rechne fest damit, dass die Verfechter des wahren Schwarzmetall und die meisten militanten Frauenstimmenhasser Feuer und Flamme sein werden, wenn es darum geht auf der Band und ihren Alben nach „Grimjaur“ herum zu hacken. Denn auch „Revelation VI“ entspricht zu keinem Zeitpunkt den Underground-Dogmen gewisser Burzum-Shirtträger. Dafür haben Siebenbürgen mit neuer Geschäftsstruktur, neuer Besatzung und neuem Feuer jetzt die Möglichkeit, ein etwas größeres Publikum für sich zu gewinnen. Ein gelungenes Album wie „Revelation VI“ ist für dieses Unterfangen sicher alles andere als hinderlich.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 22.06.2008