Sidewaytown „Years In The Wall“ / VÖ 27.11.2009

 

 

Genau die richtige Musik im Moment, die Sidewaytown da machen. Passend zu Schmuddelwetter, Herbstdepressionen, nahenden Klausurphasen und innerer Leere, aber auch immer mit einem „eigentlich ist nicht alles schlecht und es wird eh wieder besser“ Unterton. Hinter Sidewaytown steckt Markus Baltes, der als umtriebiger Musiker und Komponist mit Paragon Of Beauty, Autumnblaze und Scarlet Youth einige Platten veröffentlicht hat. Diese Referenzen deuten auf spannende, gefühlvolle, unkonventionelle und vor allem stilistisch schwer einzuordnende Klänge hin. Der Künstler selber nennt das „Post Non-Pop For Eskimo Stars“, belassen wir es mal dabei, denn die Musik klingt deutlich nachvollziehbarer und songdienlicher, als zunächst erwartet.

 

Spätestens beim dritten Song „Asylum F22.0“ geht „Years In the Wall“ auf den Hörer über und von da an lässt einen die großflächig angelegte Instrumentierung nicht mehr los! Zwar ist man gitarrentechnisch nah am Indierock, was auch die hohe Hitdichte belegt, allerdings fehlt dafür dann wiederum die Tanzbarkeit und Geschwindigkeit. Markus Baltes wagt sich gesanglich stellenweise in ähnliche Sphären wie Kollege Matthew Bellamy von Muse, deren Intensität ein bisschen mit der Sidewaytowns vergleichbar ist. In „Beautiful Accident“ ist zum Beispiel sehr schön der Kontrast zwischen lärmendem Indierock und atmosphärischem TripHop zu hören, ebenso in „Empty Station“, welches mit mehrspurigem Gesang begeistern kann.

 

Die Produktion ist übrigens in ganz dollem Breitbandformat, es soll bewusst nach Filmsoundtrack klingen und das tut es wirklich. Allerdings hat so ein Film auch mal seine düsteren Momente, die bei diesem durchweg positiven Album nicht auftauchen, sondern allenfalls durch die vorherrschende Schwerfälligkeit erzeugt werden. Das ist bei „Years Of The Wall“ übrigens gut so, es ist dadurch ein Album aus einem Guss mit einem Riesenhit (The Fint Print) am Schluss. Ein wunderbares Stück Musik, welches den Hörer, je nach Stimmung, sowohl glücklich als auch traurig zurücklassen kann.

 

Nils Obergöker www.sounds2move.de / 25.11.2009