ShEver "Ocean of Illusion" / VÖ 14.09.2007
Der Weihnachtsmann ist Tot! Leblos, den Hals in einer Schlinge, hängt er am schön geschmückten Weihnachtsbaum und baumelt von
Links nach Rechts. Doch wer oder was ist schuld daran, dass der Weihnachtsmann jegliche Hoffnung auf ein Morgen aus seinem Herzen
verbannt hat? Die Antwort darauf kann nur lauten: "Ocean of Illusion".
Mit einem freudigen "Ho Ho" hüpfte der Weihnachtsmanns durch den Schornstein in die warme
Wohnstube der Familie X, um dort zur nächtlichen Stunde die Geschenke unter den Tannenbaum zu legen. Für Mutter X gab es ein
Bügeleisen und für Vater X den neusten Actionkracher mit Jean Claude Van Damme, während Sohn X, der sich selber als bekennender
Doom-Fan bezeichnet, die neue CD der schweizerischen Doom-Ladys ShEver erhalten sollte. Durch einen widrigen Zufall, der an dieser
Stelle nicht rekonstruiert werden kann, zerriss irgendwie das Geschenkpapier des Geschenkes von Sohn X, und das mit "Ocean of Illusion"
betitelte aktuelle ShEver Album trat zu Tage. Und das fast vollständig schwarze Cover des Album weckte die Neugierde des Weihnachtsmanns,
der schon lange genug hatte von den ewigen Weihnachtsliedern und schon lange mal eine andere Musikrichtung ausprobieren wollte.
Flink zog er seinen eigenen portablen CD-Player aus seinem roten und wohlig warm gepolsterten Mantel, nur um wenige Augenblicke später
den Klängen des Openers "An Illusion" zu lauschen. Sofort überkam ihn aufgrund der langsamen, aber dennoch präzisen gespielten Klänge
eine Gänsehaut, die zusätzlich durch den gleichermaßen abgründigen wie auch schmerzverzerrten Gesang verstärkt wurde. Innerhalb von nur
einem Song, wich die gesamte Fröhlichkeit aus seinem Herzen, verwandelte sich das liebevoll weihnachtlich geschmückte Wohnzimmer der Familie X
in einen dunklen Ort, an dem das Leben nur eine verblassende Illusion war. Jener Eindruck von absoluter Hoffnungslosigkeit wurde durch
den darauf folgenden Song "Silver Water" noch verstärkt, da vor allem die zu hörenden Geigenklänge eine intensive und gar unheilige
Grundstimmung heraufbeschworen, so das der Weihnachtsmann nicht anders konnte, als von seinen Gefühlen übermannt weinend auf die
Knie zu fallen. Mehr und mehr wurde er somit von der schwermütigen Faszination der den insgesamt sechs "Ocean of Illusion" Kompositionen
in den Bann gezogen, von der vorherrschenden bleiernen Schwere regelrecht erschlagen. Bis jener Zeitpunkt gekommen war, als der
12-minütige Abschlusstrack "Obsession" erklangt und ihn endgültig an den Rande des Ozeans der Illusionen führt, um ihm dort den einen Weg,
die süßliche Verlockung des Strickes aufzuzeigen, so das er diesem Album Tribut zollen konnte, das so zum sterben schön ihm
seine letzte Lebensstunde versüßt hatte.
Er ist von uns gegangen, der Weihnachtsmann. Was bleibt ist ein Album, ein Monument der Schwere,
ein Hort der Trauer und süßlich harscher Melodien namens "Ocean of Illusion". So besucht die Homepage (
www.shever.ch ) der Königinnen des Dooms und erwerbt
dieses Kleinod - ihr werdet es nicht
bereuen, vorausgesetzt ihr seid nicht der Weihnachtsmann.
Nando
Rohner – www.sounds2move.de /
19.11.2007