Shadows Fall „Retribution“ / VÖ 15.09.2009

 

 

 

Shadows Fall sind zunächst mal von der stilistischen Einordnung her eine schwierige Angelegenheit, da man einerseits einen recht eigenen Stil spielt, diesen aber aus zig anderen Genres adaptiert und zu einem sehr modern klingenden Gebräu zusammen gemischt hat. Ähnlich wie die Kollegen von Trivium haben Shadows Fall zunächst mit typischem Metalcore auf sich aufmerksam gemacht, der besonders 2004/2005 seinen Höhepunkt hatte. Während erstere sich daraufhin hauptsächlich auf ihre Thrashwurzeln konzentrierten und zwei Alben veröffentlichten, die sich ganz offensichtlich an den „Big Four“ orientierten, so geht bei Shadows Fall dieser Weg noch viel weiter, da man vor allem auch den typischen Göteborgsound stärker integrierte. Dark Tranquillity und Konsorten springen einen bei „Retribution“ förmlich an. Außerdem sollten als wichtiges Stilmittel die Cleanpassagen, sowohl Gitarre als auch Gesang, erwähnt werden. Kompositorisch klingt das hier und da nach Machine Head, gesanglich ähnelt Brian Fair oftmals Cristian Machado von Ill Nino, auch wenn er nicht dessen Intensität erreicht. Aus dem Metalcöre mitgenommen hat man vereinzelte Gangshouts und Brüllattacken, die der vielschichtigen Musik weitere Nuancen geben.

 

Das furiose Anfangstrio „My Demise“, „Still I Rise“ und „War“ rechtfertigt schon nahezu den Kauf von Retribution. Der Opener nach dem kurzen Intro ist das längste Stück der Platte und in seinen sieben Minuten zu keiner Zeit langweilig. Vielmehr zeigt er positiv die komplette Bandbreite Shadows Falls auf und weiß wie der Nachfolger „Still I Rise“ mit guten Gesangslinien im Ohr zu bleiben. „War“ ist dann die Abrissbirne des Albums, ein schlichter Thrasher der sich auch auf den letzten drei Slayer LPs gut gemacht hätte. Der Rest des Albums ist gewissermaßen eine Achterbahnfahrt, stilistisch, härtetechnisch und qualitativ. Hier mal ein toller Refrain (The Taste Of Fear), da mal eine sich steigernde Halbballade (Picture Perfect), mit „Dead and Gone“ zum Schluss nochmal ein längerer Song mit viel Instrumentalanteil, aber auch nicht sonderlich spannend.

 

Im Großen und Ganzen technisch und klanglich gut, allerdings stellt sich die Frage, ob man ein Album kaufen sollte, auf dem von zehn Stücken eins das Intro ist und drei Songs relativ belanglos an einem vorbeirauschen. Andererseits haben die restlichen sechs Songs durchaus Hitpotential, was wiederum keine schlechte Quote ist. Kann man durchaus kaufen, wenn man auf modernen Metal steht, denn es hat überall so seine Momente, allgemein viel zu bieten und ist auf jeden Fall stärker als die letzten Veröffentlichungen einiger anderer Bands, die man allgemein zur NWOAHM zählt.

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de / 06.11.2009