Shadowgarden “Ashen“ / VÖ 27.08.2010

 

 

 

Draconian gehören zweifelsohne zum Besten, was die schwedische Düster-Metal-Szene zu bieten hat. Da sich die Jungs (und Mädel) gefühlte fünf Jahre pro Album Zeit nehmen, haben sie jede Menge überschüssige Energien für viel versprechende Nebenprojekte.

 

Eines davon ist Shadowgarden, deren Debüt „Ashen“ kürzlich veröffentlicht wurde. Draconian-Gitarrist Johan Ericson und Ex-Draconian-Gitarrist Andreas Hindenäs zelebrieren hier ein Gothic-Rock-Festival der alten Schule. Unterstützt werden Sie dabei von einigen Gastmusikern u.a. Draconian-Drummer Jerry Torstensson und Draconian-Sängerin Lisa Johansson. Bei der Besetzung dürfte klar sein, dass hier handwerklich gute Arbeit geleistet wird und dass der Hörer kunstvoll in Musik umgesetzte Emotionen auf die Lauscher gedrückt bekommt. Diese gestalten sich jedoch wesentlich flotter und beschwingter als bei der Hauptband der Akteure (auch wenn ein Rest Melancholie nie ganz verloren geht). So ist „Ashen“ optimale Autofahrermusik. Ohrwürmer wie „Last Summer“, „Sorrow´s Kitchen“ oder „Murky Waters“ lassen einen jedenfalls das Gaspedal ordentlich durchdrücken. Doch darauf sollte man „Ashen“ keinesfalls reduzieren. Dafür ist das Album viel zu liebevoll arrangiert. Die Feinheiten wie Streicher, Akustikgitarren oder Klaviereinsprengsel erschließen sich in ihrer Gänze erst beim intensiveren Genuss an der heimischen Stereoanlage. Der Gesang ist bis auf zwei Songs in einem manchmal klaren aber zumeist rockig-rauen Stil gehalten (Mitgröhl-Chöre inklusive). Die Ausnahmen sind das von Lisa Johansson vorgetragene, auch extrem Ohrwurm verdächtige „With Love and a Bullet“ und der wirklich bemerkenswerte Abschlusstrack „Slomotion Apocalypse“. Einer genialen Doom-Ballade mit abgründig tiefen Growls, die Appetit auf ein hoffentlich möglichst bald folgendes neues Draconian-Album macht. Doch bis dahin ist „Ashen“ weit mehr als nur Schonkost zur Überbrückung, sondern ein erstklassiges, metallastiges Gothic-Rock-Album, das wahrscheinlich sogar eine größere Zielgruppe ansprechen wird als Draconian selbst.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 17.09.2010