Serum 114 „Serum 114“ / VÖ 29.08.2008

Ey Campino Alter, wird auch mal langsam Zeit, dass eure neue Scheibe fertig wird! Ups, das sind ja Serum 114 aus dem schmucken Rhein-Main-Gebiet, die uns hier ihr selbstbetiteltes Debüt unterschieben. Dabei klingt vor allem Fronter Esche ziemlich nach dem Reibeisen der Düsseldorfer – und hat zudem noch eine ähnliche Strubbelmatte.

Einen dezenten hessischen Touch haben Serum 114 aber auch, da wohlmöglich auch straighte Rocker neueren Datums von einer gewissen, mittlerweile aufgelösten Frankfurter Rockband hin und wieder mal in den Playern der hier aufspielenden Musiker laufen. Thematisch denkt man ebenfalls immer mal an eine der Bands des „großen deutschen Trios“, etwa wenn bei Serums „Las Vegas“ „Nie mehr Krieg, nie wieder Las Vegas“ aus der Feder des Farin U. mit dem Zaunpfahl grüßt. Stanley Kubricks „Clockwork Orange“, das für den Bandnamen Pate stand, wurde währenddessen bereits für den „Kreuzzug gegen die Ordnung“ des ehemaligen Fortuna Düsseldorf Trikotsponsors aufgegriffen – Klarer Fall von der Bürde der späten Geburt. Das alles ist zwar so innovativ wie das Fahren auf der rechten Straßenseite, aber trotzdem machen Serum 114 hier keinen schlechten Job, denn ihr Debüt klingt angenehm räudig und geht schnell ins Ohr. Drei Akkorde für ein Halleluja? In der Tat, aber das Quartett ist so schlau, ausschließlich bei den Besten nach Inspiration zu suchen, während manch andere Truppe gleich so dämlich ist und eine beschissene Truppe noch beschissener wiederkäut. Und ein paar nette eigene Ideen haben Serum 114 wenn man genau hin hört auch im Gepäck, etwa beim ironischen „Du bist zu fett“ oder bei „Schönen Gruß / Deine Frau“. Clever ist auch, dass die Provokation und Kritik in den Texten der Truppe nie zu subtil daher kommt, sondern sich immer hinter einem leichten Deckmantel aus Ironie und schwarzem Humor verbirgt. In diesem Sinne: „Schönen Gruß an deine Frau und meine Kinder“.

 Markus Rutten – www.sounds2move.de / 08.10.2008