Serum 114 "Kopfüber im Club - Live in Hamburg" / VÖ 21.08.2015

 

 

 

Dass Serum 114 ihre erste Live-DVD "Kopfüber im Club" getauft haben, ist selbstverständlich kein Zufall. Wie auch bei den anderen Shows der dazugehörigen Tour im letzten Jahr hat es sich das Quartett auch in der Hansestadt nicht nehmen lassen, den einen oder anderen waghalsigen Sprung von der Bühne oder gleich einem Boxenturm in die wogenden Massen zu wagen. Herzlich Willkommen in einem bunten Abend zwischen Reeperbahn, Deutschrock, einer gehörigen Portion Punk und noch mehr großer und kleiner Hits.

 

Dass die Band sich ziemlich spontan dazu entschlossen hat, diese DVD überhaupt aufzunehmen (schlappe sechs Tage vor der Show klingelte man vorsichtig bei der Filmcrew von Roax durch), tut der Sache keinen Abbruch und schmälert den Gesamteindruck keinesfalls. Im Gegenteil passt diese Anekdote wunderbar zu diesen Frankfurter Jungs, die nach eigener Aussage seit jeher am liebsten alles selber machen, was auch nur irgendwie mit der Band zu tun hat. Geht in dem Fall nicht, also wird eben auf der Bühne mächtig Gas gegeben, um noch einmal zu unterstreichen, dass sich Serum 114 einen Großteil ihrer Fans in verschwitzten Clubs erspielt hat. Ehrlicher kann Rock ´n´ Roll eigentlich nicht sein, und auch in der dreiviertelstündigen Doku könnte man die Musiker theoretisch durch irgendwelche eigenen Kumpels ersetzen, denn das Quartett erzählt launig und sympathisch die eine oder andere Geschichte, zieht sich gegenseitig gerne mal ein bisschen auf und hat vor allem ein absolut authentisches Funkeln in den Augen, wenn es um die eigene Musik geht. Zweifelsfrei sind die Hessen mit dem ganzen Herzen dabei, und das merkt man auch diesem Zeitdokument an. Von Vorteil ist dabei sicherlich, dass sich durch die bisher vier Alben ein durchaus ordentliches Arsenal an Hits angehäuft hat, die gut durchmischt und mit zwei schönen Coverversionen garniert ("Brüllen, zertrümmern und weg" von Slime, "Illegale Fans" von Deichkind) durch das klatschnass geschwitzte Grünspan gerotzt werden. Zu "Weil ich kann" verschlägt es Bassist Markus Stein dabei schon mal mitten in den Circlepit, im Gegenzug wird ein Fan auf die Bühne geholt, um den Gesang bei "Las Vegas" zu übernehmen. "Wo wir zu Hause sind", "Adrenalin", "Verlieren heißt", "Die Stadt, die wir lieben", "Was uns verbindet/Wofür wir stehen" und "Sorgenkind" singt man dann doch lieber selbst, was die Hundertschaften im Club nicht davon abhält, alles aus vollen Kehlen mitzuschmettern. Für ihre Akustikversionen von "Du bist zu fett", "Sag nicht ich habe den Glauben verloren" und "Ich bin so" muss dann doch noch mal externe Unterstützung von Arne Wiegandt her, denn aus gegebenem Anlass hat man sich für das richtige Hafen-Feeling einen Akkordeonspieler organisiert. Bei "Ich mag dich nicht" steht dann Frontmann Esche noch mehr als ohnehin schon im Fokus, denn der Gute lässt sich gleich zweimal zu einem waghalsigen Sprung von der Empore (!) hinreißen, kommt aber zum Glück beide male wohlbehalten wieder auf der Bühne an, sodass man den euphorischen Fans im Grünspan noch "Viel zu lange hier" um die Ohren hauen kann, bevor nach zwei Stunden der finale Vorhang fällt.

 

Dieser bereits üppigen DVD liegen zusätzlich noch zwei CDs bei, welche das komplette Konzert (mit Ausnahme der "Fan-Version" von "Las Vegas") noch einmal für unterwegs bereit halten, oben drauf gibt es im Booklet einige schöne Fotos und noch mal einen Abdruck des seinerzeit auf der Website veröffentlichten Tourtagebuchs. Abschließende Preisfrage: Wie konnten Serum 114 in den paar Jahren eigentlich so gut werden?!

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de