Serenity „Words untold & Dreams unlived“ / VÖ 27.04.2007

 

 

Wer mich kennt, der weiß sehr wohl, dass ich kein Freund voreiliger Schlüsse bin. Im Falle der Österreicher Progressive Melodic Metaller Serenity mache ich aber eine Ausnahme. Deren Debüt „Words untold & Dreams unlived“ darf meiner Meinung nach guten Gewissens als die beste Melodic Metal Platte seit vielen Monaten bezeichnet werden, denn hier stimmt einfach (fast) alles.

 

Über die Instrumentalisierung und deren Umsetzung muss man nicht viel sagen, außer dass sich die Band ausschließlich aus Meistern zusammensetzt, die ihre Instrumente durch die Bank souverän im Griff haben. Doch auch Sänger Georg Neuhauser muss sich nicht hinter den alten Hasen der Szene verstecken, erklingt seine Stimme doch sowohl kraftvoll, wie auch stets zu Stimmung und Texten passend. Hier und da blitzt die eine oder andere Affinität zum finnischen Stimmungswunder Toni Kakko durch, was ausschließlich als Kompliment verstanden werden darf. Auch die Tatsache, dass mit „Dead Man Walking“, „Forever“, „Thriven“ und „Engraved Within“ gleich vier Titel vom vormaligen Demo ihren Weg auf das Napalm Records Debüt gefunden haben, fällt kaum ins Gewicht, da diese Stücke ohnehin ausnahmslos viel zu hochwertige waren, als dass man sie einer breiten Öffentlichkeit vorenthalten dürfte. Allein „Engraved Within“ und „Forever“ sind waschechte Hits mit treibendem Drumming, hymnischen Gesangslinien, rassigen Gitarren und einprägsamen Keyboardflächen. Die Stücke neueren Datums verfügen ebenfalls über eingängige Passagen und mächtig Dampf im Kessel. Als Beispiel sei hier „Reduced to Nothingness“ aufgeführt, das mit Children of Bodom-Gedächtnisgefrickel eingeleitet wird und bei dem – völlig genre-untypisch – im Refrain sogar vereinzelte Shouts zum Zuge kommen. Über die gesamte Distanz des Albums kann man dem Quintett beiläufig eine Vorliebe für den markanten Sound bekannter Metal-Götter aus dem Land der Tausend Seen attestieren, die an einigen Ecken gern ehrfürchtig zitiert werden, ohne dass man von plumpem „Copy & Paste“ sprechen kann. Der einzige wirkliche Kritikpunkt an diesem beeindruckenden Debüt sind einzig die beiden eher überflüssigen Instrumentalstücke, die zwar nett komponiert sind, aber dem Ganzen keine zusätzlichen Orden ans Halfter heften. Doch wozu auch? Immerhin sind beide Daumen schon ganz oben, was hätte also noch folgen sollen? Die letzten wirklich gefährlichen Konkurrenten, die Serenity noch den Titel „Melodic Metal Album des Jahres“ entreißen könnten, sind Kamelot und Nocturnal Rites, deren Veröffentlichungen in den nächsten 6 Wochen folgen. Alle anderen können sich den Aufwand sparen, denn es sind nur noch Plätze im Niemandsland frei.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 22.04.2007