Sepultura "Dante XXI" - Plattenkritik / VÖ 17.03.2006
Als Dante Alighieris anno 1307 mit den Arbeiten an "Divina Comedia" (auf Deutsch die göttliche
Komödie) begann, da konnte er noch nicht ahnen was für einen Einfluss dieses Werk auf die literarische Welt haben würde.
Doch nicht nur die lesende Gilde, sondern auch die musizierende Zunft zollt diesem bedeutenden Opus immer wieder Respekt. Und
mit Sepultura reiht sich nun eine weitere Band in die Reihe der Ehrerbietenden, wobei die brasilianischen Kult-Thrasher mit
"Dante XXI" ein überaus Interessantes Werk abliefern.
Bevor nun wieder die altbekannten Stimmen laut werden, die immer noch der Sepultura-Ära mit
Frontmann Max Cavalera hinterher trauern. Möchte ich eines vorwegnehmen, dass ich "Dante XXI" absichtlich nicht mit den älteren
Scheiben wie "Chaos A.D" oder auch "Roots" vergleichen werde. Denn erstens sind diese Vergleiche langsam überholt, sollte eine
Band nicht ewiglich auf nur zwei Alben reduziert werden, und zweitens lässt sich das vorliegende Album, so ganz und gar nicht
mit den erwähnten Meilensteinen vergleichen. Für das ist "Dante XXI" nämlich zu eigen geraten, haben sich Sepultura kleinen aber
feinen musikalischen Veränderungen unterzogen. So erklingen z.B. beim Song "Ostia" nicht nur Blässer- und Klavierklänge,
sondern man bekommt auch ein waschechtes Cellosolo zu hören. Dabei werden jene Styleelemente sehr überlegt und nur im geringen
Masse eingesetzt, womit die betreffenden Songs dadurch nicht weichgespült, sondern um Atmosphäre bereichert werden. Somit wird
eine sehr dichte Grundstimmung erzeugt, die sich so über das gesamte Album erstreckt, und sich von Song zu Song immer wie mehr
steigert. Und genau das ist es, was "Dante XXI" zu einem ganz besonderen Thrash-Album macht. Ist es doch Sepultura gelungen,
sowohl hammerharte Thrash-Attacken, wie auch einen intellektuellen Anspruch, in einem ausgeklügelten Albumkonzept zu vereinen.
Zusätzlich demonstrieren Sepultura aber auch, dass sie die hohe Kunst der messerscharfen Gitarrenriffs und der alles
niederwalzenden Schlagzeugattacken nicht verlernt haben, und sie immer noch aufs Beste beherrschen. Nackenbrecher wie
"Convicted in Life", "City of Dis", "Fighting On", "Buried Words", "Nuclear Seven" oder das fast schon epische "Crown and Miter",
sind hierfür der beste Beweis.
Dante Alighieris vollendete seine "Divina Comedia" übrigens erst kurz vor seinem Tod im Jahre
1321, und hinterliess der Nachwelt ein Werk das bis heute unerreicht ist. Zwar wird Sepultura`s "Dante XXI" wohl nie als ein
unerreichtes Werk eingestuft werden, aber durchaus als ein extrem starkes Album. Denn genau das ist es auch geworden, auch
wenn viele alte Fans dies wohl auch diesmal nicht wahrhaben wollen. Fakt ist jedoch, das man auf "Dante XXI" durchgehend
hochwertig Thrash-Songs vorfindet, das sich Sepultura weiterentwickelt haben ohne dabei ihre "Roots" ausser Acht zu lassen
und somit ein Thrash-Album erschaffen haben, dass man so nicht alle Tage vorgesetzt bekommt.