Sepultura "A-Lex" / VÖ 23.01.2009

Das nenn ich doch mal Konsequent: Nachdem Sepultura mit ihrem letzten und absolut kopflastigen Werk "Dante XXI" viele Fans vor den Kopf gestoßen haben, machen die brasilianischen Kult-Thrasher mit "A-Lex" nicht etwa einen Rückzug, um sich mit den Fans wieder zu versöhnen, sondern sie machen genau dort weiter, wo sie mit "Dante XXI" aufgehört haben.

Basierend auf den Kultroman "A Clockwork Orange" von Autor Anthony Burgess, spinnen Sepultura auf "A-Lex" ein düsteres Klangbild, das nur noch ansatzweise an den Thrash Metal aus der "Roots"-Ära erinnert. Aus diesem Grund werden sich mit diesem Album wohl endgültig alle Fans abwenden, die schon mit "Dante XXI" ihre Mühe hatten. Alle anderen werden jedoch ein Album für sich entdecken, das es auch wert ist entdeckt zu werden. Denn obwohl "A-Lex" die wilde Brachialität der Vergangenheit vermissen lässt ist es dennoch, oder vielleicht sogar genau deswegen, ein durch und durch hochinteressantes Album geworden. Gelingt es den Brasilianern doch die Atmosphäre des Buches perfekt in ein musikalisches Gewand zu kleiden, wobei Sepultura sogar das gesamte Buch vertonen und nicht wie Kult-Regisseur Stanley Kubrick in seiner aus dem Jahr 1971 stammenden Verfilmung des Stoffes, das letzte und dennoch sehr wichtige Kapitel auslassen. Die insgesamt 18 Tracks präsentieren sich dementsprechend auch nicht als einzelne Segmente, sondern als Puzzelteile, die teilweise nahtlos ineinander übergehen, oftmals eine gewisse Eingängigkeit und gewohnte Strukturen vermissen lassen, aber gerade deshalb eine umso stärkere und nachhaltige Wirkung beim Hörer hinterlassen. Im Vergleich zu "Dante XXI" gehen Sepultura auf "A-Lex" auch um einiges selbstsicherer zu Werke, was aus "A-Lex" einen würdigen Nachfolger zum ohnehin schon gelungenen Vorgängerwerk macht. Im Prinzip könnte man "A-Lex" als ein Gesamtkunstwerk bezeichnen, das dem Hörer einiges abverlangt und ganz dem Kunstgedanken entsprechend auf gänzlich unkommerziellen Pfaden wandelt. Alleine dafür gebührt Sepultura Respekt, da sich die Band vor einer Weiterentwicklung nicht verschließt, sondern sie mit offenen Armen begrüßt und auslebt.

"A-Lex" kann wohl schon jetzt, obwohl das neue Jahr erst wenige Wochen alt ist, als eines der interessantesten Alben 2009 betrachtet werden. Und auch wenn die alten Sepultura-Fans ihre Mühe mit dem neuen Klanggewand ihrer Helden haben werden, so sei ein Reinhören an dieser Stelle dennoch empfohlen. Man darf auf alle Fälle gespannt sein, was man in Zukunft noch von Sepultura zu erwarten hat.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 20.01.2009