Schandmaul „Sinnfonie“ / VÖ 24.04.2009

 

 

Wenn einem abgebrühten Hund wie Thomas Lindner von Schandmaul – Zitat: „Das Arschwasser kocht“ – dann ist nicht aller Tage. Und das ist es in der Tat nicht, als seine Band am 14.11. zum Zehnjährigen zur Selbstbeweihräucherung ins Münchener Zenith einlädt und im ewig vorher ausverkauften Venue auf Tausende euphorische Anhänger trifft. Bühne frei für eine „Sinnfonie“.

 

Das ist nämlich der Titel, unter dem jetzt die Nachlese dieses Abends erscheint (wahlweise als 2CD, 2DVD oder direkt in Kombination beider Formate). Nicht weniger als 37 (!!!) Songs haben die Folker an diesem Abend runter gerissen, allein dafür gebührt der Band schon großer Respekt. Ganz klar: Wenn Schandmaul feiern, dann richtig. Und die Fans stehen dem in nichts nach und feinern ihre Helden euphorisch ab. Diese tanzen nicht nur mit ihren 7.000 Anhänger, die aus der ganzen Republik angereist sind, sondern auch mit befreundeten Musikern. Mit Frau Schmitt (Subway to Sally), Muttis Stolz und Benni Cellini (Letzte Instanz) lässt man die „Weisse Tour“ der Instanz wiederaufleben und zelebriert unter anderem gemeinsam „Die goldene Kette“. Dass Stamm-Violinistin Anna Kränzlein sich an diesem Abend für ein eher gewagtes „Bezaubernde Jeanny“-Gedächtnisoutfit entschieden hat, spielt unterdessen keine Rolle, da man auch sonst keine großen optischen Akzente setzt. Statt einem Banner wurden große Tücher aufgehängt, die durch bunte Scheinwerfen in wechselndes Licht getaucht werden. Wirklich große Bewegung kommt auf der Bühne – davor sehr wohl, denn München lässt sich nicht zweimal zum Klatschen und tanzen auffordern – ebenfalls nicht zu Stande, sodass Schandmaul vor allem ihre Musik sprechen lassen und auf deren Charme vertrauen. Statt sich Gedanken über die leider eher maue Show zu machen (zumindest das Licht macht aber ordentlich was her), freut sich der geneigte Fanatiker lieber über die unterhaltsame Stelzbock-Hymne „Missgeschick“, das beschwingte „Der Hofnarr“, das schmissige „Vogelfrei“ oder die Fanlieblinge „Teufelsweib“, „Die Walpurgisnacht“ und „Dein Anblick“. Und genau der wird den Schandmäulern dieses Produkt auch aus den Händen reißen, da man als Fan eigentlich unter keinen Umständen an diesem die gesamte Karriere umspannenden Dokument vorbei kommt. Marathon-artige 3,5 Stunden Livemusik, dazu eine knapp halbstündige Doku mit besten „Sendung mit der Maus“-Kommentaren füllen problemlos einen ganzen Abend (die 2CD kommt auf gekürzte 26 Tracks). Uneingeschränkt auch für Neueinsteiger geeignet und zu empfehlen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 12.05.2009