Scar The Martyr "Scar the Martyr" / VÖ 27.09.2013

  

Jeder nutzt Pausen anders. Der eine gönnt sich tatsächlich eine ausgiebige Auszeit und nutzt sie, um die Batterien wirklich wieder bis Anschlag aufzuladen, ein anderer wiederum widmet sich den bisher zu kurz gekommenen Nebenprojekten... Und dann gibt es eben noch solche wie Joey Jordison. Mit unbändiger Spielfreude in den Fingern und scheinbar einem großen Haufen Hummeln im Hintern hat dieser anno 2013 eben einfach mal so beschlossen, ein weiteres Projekt ins Leben zu rufen. Gehört wird auf den klebrig-metalcore-lastigen Namen Scar The Martyr. Nun steht das selbstbetitelte Debüt in den Startlöchern und macht auf den ersten Blick einen wirklich guten Eindruck.

14 Songs, satte 75 Minuten Spielzeit und ein Line-Up, das sich sehen lassen kann. Joey hat mit Ausnahme des Sängers keine Kosten und Mühen gescheut, etwas Besonderes auf die Beine zu stellen, und das ist ihm auch gelungen. Neben Jed Simon (Ex-Strapping Young Lady) und Kris Norris (Ex-Darkest Hour) konnte eben auch Nine Inch Nails-Pianomaster Chris Vrenna engagiert werden. Das lässt dann schon im Vorfeld erahnen, dass Kritikpunkte in Sachen Instrumentenhandling nicht oder wenn dann nur geringfügig zustande kommen werden. Anders sieht es da jedoch aus, wenn man sich die Produktion ansieht. Vieles, wirklich erschreckend vieles, kann erst ab dem zweiten oder gar dritten Durchlauf punkten. Zu oft erwischt man sich dabei, vorschnell zu urteilen, man habe so etwas schon diverse Male in abgewandelter Form gehört. Schade ist es auf jeden Fall, denn Potential gibt es mehr als genug. Da muss man nun tatsächlich den schwarzen Peter an den Produzenten weiterreichen, denn das hätte in der Tat besser ablaufen können bzw. sollen.

Nichtsdestotrotz gibt es auf "Scar the Martyr" nicht nur Grund zur Sorge, nein. Man wünscht sich jedoch mehr Songs, die genau die oben genannte Spielfreude eines Herrn Jordison an den Hörer bringen. Songs, bei denen man sich komplett fallen lässt ("My Retribution"), Songs, die Bock auf mehr machen ("Soul Disintegration"), Songs, die im Ohr bleiben und das eben über die Spielzeit hinaus ("Cruel Ocean").

 

Vanessa Vogl - www.sounds2move.de