Saltatio Mortis „Sturm aufs Paradies“ / VÖ 02.09.2011


 

 

Saltatio Mortis blasen zum Angriff, genauer gesagt zum „Sturm aufs Paradies“. Das wäre dann Album Nr. 8 und, wie der Name je nach Auslegung propagieren könnte, endgültig der Griff nach der nationalen Krone. Überflüssig, wie der Autor befindet – wie wollen sich die Mannheimer denn bitte selbst entthronen?

Zugegeben, was die nackten Verkaufszahlen angeht, mögen die beiden vermeintlichen Über-Bands der mittelalterlich inspirierten, deutschsprachigen Rockmusik noch vorn liegen. Aber hinsichtlich Kreativität und Spritzigkeit? Mitnichten. Natürlich kann man das Rad nicht neu erfinden, das kann die Konkurrenz nicht, und das können Saltatio Mortis nicht. Alea, Lasterbalk, Falk und Co. schaffen es aber inzwischen seit vier Alben in Folge immer wieder, unwiderstehliche Hits mit der ihnen eigenen Lässigkeit aus dem Gewandsärmel zu schütteln und dabei so authentisch und unverkrampft zu klingen wie es keine andere Band der Dudelsack-Szene schafft. Genau diese Lockerheit zeichnet auch „Sturm aufs Paradies“ wieder aus, das eine reich gedeckte Tafel mitbringt. „Der letzte Spielmann“ ist ein typischer SaMo-Gassenhauer von der Güteklasse eines „Miststück“, „Keines Herren Knecht“ oder „Wirf den ersten Stein“. Eine ähnliche Klasse besitzt die textlich bissige „Ode an die Feindschaft“, während „Gott würfelt nicht“ die obligatorische Gänsehautballade ist. Letztere ist immer noch saustark, kommt aber nicht ganz gegen die göttlichen Vorgänger „Letzte Worte“ und vor allem „Nichts bleibt mehr“ an, deren Intensität man jedoch auch nicht im vorbeigehen erreicht. Schwamm drüber, denn mit „Habgier und Tod“, dem durch Akustikgitarren aufgelockerten Rausschmeißer „Wieder unterwegs“ oder aber „Eulenspiegel“, das den Kopf ganz von allein im Takt wippen lässt, sind noch genug andere Hörspaßgaranten zu finden. Gekonnt spielen Saltatio Mortis auch diesmal ihre Stärken aus, erzählen bisweilen gern mal eine Geschichte in ihren Texten („Nachtigal und Rose“) und übertragen vor allem die eigene Freude an der Musik ungefiltert auf den Hörer. Klanglich scheint mir (subjektiv) die E-Gitarre etwas weniger dominant als auf „Wer Wind sät“, was aber nur bei genauerem Hinhören auffällt.

Wer SaMo auch bei anderen Anlässen genießen will oder stilvolle Untermalung für alle Anlässe sucht, sollte bei der limitierten Edition von „Sturm aufs Paradies“ zuschlagen, diese enthält nämlich auf einer Bonus-CD ausgewählte Pianoversionen einiger neuer Songs. Derjenige, der den auf einer der letzten Tourneen angebotenen USB-Stick mit gleichartigem älterem Liedgut kennt, wird sich garantiert schon einmal freudig die Hände reiben. Alle anderen können gleich mitmachen, denn auf diese Scheibe darf man sich – mal wieder – freuen wie ein Schneekönig.

 

Markus Ruttenwww.sounds2move.de