Saltatio Mortis "Das schwarze Einmaleins" / VÖ 16.08.2013

 

 

Rückblickend betrachtet ist das letzte Saltatio Mortis-Album "Sturm aufs Paradies" immer noch stark und jeden Cent wert, doch "Das schwarze Einmaleins" legt mit seiner Frische noch mal kräftig einen oben drauf. Wo der Vorgänger möglicherweise doch etwas zu routiniert war, klingen die Spielleute anno 2013 so hungrig und giftig wie schon lange nicht mehr.

 

Das "giftig" bezieht sich in erster Linie auf die Texte der Platte, die vielleicht noch stärker als bisher Bezüge zu Politik und Weltgeschehen herstellen. Da wäre etwa das anklagende "Krieg kennt keine Sieger", das sich kritisch mit dem "heiligen Krieg" auseinandersetzt. Natürlich muss auch die erste Single "Wachstum über alles" erwähnt werden, die im Vorfeld für die eine oder andere kleine Diskussion gut war. Hier adaptieren Saltatio Mortis gekonnt die deutsche Nationalhymne, inklusive einer Anspielung auf die mittlerweile nicht mehr verwendete "über alles"-Strophe, um auf diesem Wege clever den Wahnsinn der Profitgier und des Wachstumswahns der globalisierten Weltwirtschaft anzuprangern. Passend dazu sind die Riffs schön heavy, und Frontmann Alea liefert die dazu passend galligen Gesangslinien in den Strophen. Vor allem das Schlagzeug ballert überraschend heftig beim ebenfalls gesellschaftskritischen "Nur ein Traum", das eine ordentlich galoppierende Wucht entfacht. Um einiges fröhlicher geht es im Opener "Früher war alles besser" zu, der dem Titel entsprechend die nicht enden wollende Nörgelei ewig Gestriger ad absurdum führt. Ausgestattet mit einer tollen Melodie, kann man den Song mit Fug und Recht als einen der größten Ohrwürmer auf dieser Scheibe bezeichnen. Ähnlich schmissig ist "IX", das textlich zwar gewisse Erinnerungen an "Sieben" von Subway to Sally weckt, letztlich aber doch einen eigenständigeren Ansatz bietet als man anfangs befürchtet. Nebenbei erklärt der Song quasi den Albumtitel, von daher kann er guten Gewissens durchgewunken werden. Ihre geheime Spezialität (ergreifende Halb-/Balladen) tischen Saltatio Mortis auf "Das schwarze Einmaleins" in Form des wohligen "Sandmann" auf. Und sonst so? Sonst drängt sich "Galgenballade" mit Nachdruck für das stromlose "Manufactum"-Programm auf, präsentieren "Der Kuss" und "Satans Fall" klassische SaMo-Stärken und wird in "My Bonnie Mary" ein Jahrhunderte altes schottisches Lied interpretiert. Ergibt in der Summe viel Abwechslung und ebenso viel Tiefgang, gepaart mit dem einen oder anderen überraschend hart gespielten Song, textlichem Biss und spielerischen Finessen. Viel besser kann man Mittelalter und Gegenwart nicht zusammenbringen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de