Saeko „Life“ / VÖ 07.04.2006

Saeko spricht gerne. Durch das ganze Album hinweg ziehen sich gesprochene Sätze und das ganze gipfelt im 8-minütigen Song „Eternalk Destiny“, der zu Gunsten von gesprochenen Worten gänzlich auf Gesang verzichtet. Was sie dabei von sich gibt, pendelt indes fröhlich zwischen metaphysischen Gedanken und Nonsens hin und her. Doch die Dame singt auch. Gerade im leisen und halblauten Spektrum weiss Saeko gut zu gefallen. Leider jedoch belässt es die Gute nicht dabei und will gerne mal das ganze Volumen ihrer Stimme zeigen. Darauf hätte sie gerne verzichten können, denn da ist kein Volumen im eigentlichen Sinne – wenn Seako laut wird, dann wirkt die Stimme gepresst und kindlich. Zwar gewöhnt man sich mit der Zeit etwas daran, aber es bleibt dennoch ein Faktor, der den Hörgenuss beträchtlich schmälert. Schade eigentlich, denn das Power-Metal Gerüst, das „Life“ zu Grunde liegt ist grundsolide, ohne jegliche Überraschungen und vielleicht gerade deswegen irgendwie cool. Über grosse Strecken des Albums regieren Doublebass und traditionelle Gitarrenarbeit. Kein Wunder, denn das Album wurde von Lars Ratz produziert und die Rhythmus-Gitarren und Drums von Michael Ehre (beide Metalium) eingespielt. Die weiteren Musiker waren Mitglieder Saekos ehemaliger Band in Japan, als da wären Bassistin Mariko Inoue und Gitarristin Satoko Yanagase. Trotz so viel japanischen Engagement lassen sich die vom Label gross angekündigten asiatischen Einflüsse in der Muisk an und für sich gar nicht finden. Sie beschränken sich auf Saekos niedlichen Akzent und einige wenige Lyrics, wie die im japanisch gesungenen Metal-Cover des Paul Anka Klassikers „My Way“ (bekannt vor allem durch Frank Sinatra), über das ich (als Sinatra Fan) an dieser Stelle den Mantel des Schweigens ausbreite.

Abgesehen von Saekos Stimme, welche sicherlich Geschmackssache ist, kann man an „Life“ eigentlich nicht viel bemängeln. Die Songs sind ansprechend, locken hin und wieder sogar mit poppigen Melodien, verlassen die Gefilde des Metals aber so gut wie nie. Einzig das an ein Gute Nacht Lied erinnernde „Wanna Be Free“ hat mit Metal nicht viel zu tun, dafür hat man gerade bei dem Song das Gefühl, dass man direkt von Saeko angesprochen wird. Das ist sowieso ein sehr interessanter Aspekt an „Life“: die Lyrics scheinen sehr persönlich zu sein und gerade auch durch die gesprochenen Passagen entsteht so eine Atmosphäre der Intimität. Ich bin sicher, die Songs von „Life“ in Kombination mit Saekos sympathischer Erscheinung kommen live beim Publikum sicher grossartig an. Alles in allem ist „Life“ also ein ganz nettes Album geworden, das man kaufen kann aber nicht muss. Entschliesst man sich jedoch die Scheibe zu kaufen, dann ist Reinhören Pflicht, ansonsten könnte es zu einer unschönen Überraschung kommen.

Bernhard Balmer – www.sounds2move.de / 04.04.2006