Rush „Time Machine – Live in Cleveland 2011“ BluRay / VÖ 2011

 

 

Zugegeben: Eine Sensation oder Seltenheit ist ein Live-Dokument von Rush nicht. Und doch wird auch dieses Teil wieder reißenden Absatz finden, denn die drei Herren aus Kanada sind Kolosse und Lichtgestalten des Anspruchsrock.


Deren Meisterstück ist für viele Fans zwar „2112“, aber auch „Moving Pictures“ ist ein unantastbarer Genreklassiker. Eben dieser wird jetzt dreißig Jahre alt, was die Herren Lee, Lifeson und Peart dazu veranlasst hat, besagten 81er Meilenstein in voller Pracht dem gierigen Publikum zu präsentieren. Im vorliegenden Fall hat man mal eben die „Quicken Loans Arena“ voll gemacht, normalerweise Heimat des NBA Teams der Cleveland Cavaliers, was am Ende wohl um die 20.000 Besuchern entspricht. Die bekommen statt eines schnöden Intros einen humorigen Kurzfilm geboten, das Portrait der imaginären Band „Rash“, die in einem etwas heruntergekommenen Diner mit einer Mischung aus Pop, Rock und Polka zu überzeugen versucht. Auf den Spaß folgt Ernst und zwar in Form einer großen, aufwändig gestalteten Bühne mit sich bewegenden Elementen, die der zuvor im Film gezeigten Zeitmaschine nachempfunden sind. Gemeinsam mit diversen Uhren ergibt das ein sehr imposantes Bild, doch eigentlich hätte das Trio solchen Firlefanz gar nicht nötig, denn die drei Generationen anwesender Fans hätte ihnen auch vor einer nackten schwarzen Wand aus der Hand gefressen. Die Stimmung ist jedenfalls prächtig - und das schon beim Eröffnungsdoppelschlag „The Spirit of Radio“/„Time stand still“. Hier wird auch eine der großen Stärken dieser Prog-Legende deutlich: Anspruch und Hörspaß müssen einander nicht zwingend gegenseitig ausschließen. Und Spaß hat man offenbar sowohl auf, als auch vor der Bühne. Zwar guckt Schlagwerker Neil Peart etwas grimmig bis teilnahmslos aus der Wäsche, er verrichtet aber wie ein stoisches Uhrwerk seine Arbeit hinter einem überaus imposanten Drumkit. Pyroeffekte, Feuerfontänen oder Seifenblasen können sich da noch so viel Mühe geben: Diesen Meister seines Fachs bringt nichts so schnell aus der Ruhe oder besser gesagt aus dem Rhythmus.


Soundmäßig ist „Live in Cleveland 2011“ authentisch ausgefallen, was sich darin äußert, dass nicht jeder kleine Makel nachträglich auspoliert wurde. Geddy Lee beispielsweise, stilvoll im „Rash“-Shirt, zeigt vereinzelt kleine Schwächen im Gesang, die aber vom Autor gern verziehen werden. Ob die audiophile Zielgruppe aus Musikern und Prog Nerds das genauso sehen wird? Vermutlich schon, denn Rush sind Götter ihres Fachs, die seit vierzig (!) Jahren das Publikum in ihren Bann ziehen. Einen Vorgeschmack auf das für 2012 angekündigte neue Album „Clockwork Angels“ gibt es übrigens auch schon mal in Form von „BU2B“ und „Caravan“.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de