Rolling Stones „Ladies & Gentlemen – The Rolling Stones“ DVD / VÖ 08.10.2010

 

 

 

Aufgabe: Beschreibe die Rolling Stones in drei Worten. Antwort: Sie sind alt. Und das gilt auch für die Aufnahmen, welche jetzt mit dem Titel „Ladies & Gentlemen – The Rolling Stones“ erstmals im DVD-Format erscheinen. 1972 entstand dieser Live-Mitschnitt während der „Exile on Main Street“ Tour, allerdings seinerzeit zwecks Kinovorführung, was zwei Jahre später und nur für begrenzte Zeit der Fall sein sollte. Danach wanderte der Mitschnitt ins Archiv und wurde nie wieder offiziell veröffentlicht.

 

Bis jetzt, denn nun wurden die alten Bänder wieder hervor gekramt, digitalisiert und für diese DVD-Veröffentlichung ein wenig gepimpt wie die MTV-Generation sagen würde. Trotzdem ist die Bildqualität natürlich immer noch ihrem Alter entsprechend, es hätte jedoch auch weitaus schlimmer kommen können. So oder so kann man den Rock-Dinosauriern auf „Ladies & Gentlemen“ wunderbar beim verrichten ihrer Arbeit zusehen. Dabei bündelt sich die meiste Aufmerksamkeit natürlich auf Frontmann Mick Jagger: In seiner ganz eigenen, unnachahmlichen Manier stolziert der hagere Engländer (der sich seit seiner offiziellen Erhebung in den Ritterstand „Sir“ nennen darf) wie ein eitler Pfau über die Bretter der Bühne in Texas. Geschminkt, mit wildem Haarwuchs und selbstverständlich ganzkörperunrasiert lassen Jagger und seine Bandkollegen anrüchig die Hüften kreisen und die Schlaghosen im Wind flattern. Interessant ist diese DVD auch deshalb, weil nicht wenige Fans der Meinung sind, die Stones wären damals in der Form ihres Lebens und auf dem Zenit ihrer Kreativität gewesen. „Sticky Fingers“, das Album, welches das legendäre Zungenlogo etablierte und mit „Brown Sugar“ einen der größten Hits enthält, war gerade mal ein Jahr alt und schon erschien „Exile on Main Street“. Besagtes Album hatte wundersamer Weise nicht einmal sehr viele Singles parat und eckte anfangs mit seinem kantigen Sound ordentlich an. Heute gilt es bei großen Teilen der Gefolgschaft als unbestrittenes Referenzwerk im nicht gerade kleinen akustischen Fuhrpark seiner Schöpfer. Im Gegensatz zu „Tumbling Dice“, „Happy“ und etwa „Sweet Virginia“ spielte „Shine a Light“ damals keine Rolle beim erstellen der Setlist. Dafür erntete der Song Jahrzehnte später, nämlich 2008 erneuten Weltruhm, als er dem Band-Dokumentarfilm von Kult-Regisseur Martin Scorsese seinen Titel lieh.

 

Während der Proben zu den auf „Ladies & Gentlemen“ verewigten Shows (als Bonus auf der DVD) mögen die Stones noch weitestgehend gelangweilt ihr Programm abspulen und nur mit ihren Kotletten des Todes für echte Hingucker sorgen. Beim eigentlichen Konzert hingegen gibt vor allem Rampensau Mick Jagger alles und erhebt diesen Konzertfilm dadurch zu einer überaus lohnenswerten Angelegenheit. Liebhaber der Stones werden sich um dieses Teil reißen – man hat ja auch lange genug darauf gewartet.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 06.10.2010