Rocket Scientists "Revolution Road" / VÖ Januar 2007

Erik Norlander, seines Zeichens Ehemann von Prog-Queen Lana Lane und Keyboardvirtuose, erweckt mit "Revolution Road" jene Band wieder, die sich 1999 mit "Oblivion Days" das letzte Mal in der Musik- bzw. der Prog-Szene bemerkbar gemacht hat. Wobei alle Rocket Scientists Mitglieder, neben Herr Norlander wären das Mark McCrite (Gitarre / Gesang) und Don Schiff (NS/Stick), in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben sind, sondern sich durch verschiedene Soloveröffentlichungen profiliert haben. Somit handelt es sich bei Rocket Scientists um eine Formation, deren Mitglieder unbestritten über genügend Talent und Erfahrung verfügen, was unterm Strich dennoch keine Garantie für ein musikalisches Meisterwerk ist.

Mit "Revolution Road" liefern Rocket Scientists ihr 4. Studioalbum ab, aus dem aufgrund einer Gesamtlänge von ca. 100 Min gleich eine Doppel-CD gemacht wurde. Und genau in dieser Tatsache liegt der Haken: Das Album ist schlicht und einfach zu Lang geraten und über die gesamte Spielzeit verteilt ergibt sich zuviel Leerlauf. Zwar fängt das Album mit "Sky is Falling" sehr gut an, weiß vor allem der mächtige Schlagzeugrhythmus und die epische Keyboardarbeit zu gefallen, aber danach verlieren sich die Songs mehr und mehr in unspektakulären Melodiestrukturen. Dies ist umso ärgerlicher, weil dazwischen immer wieder gelungene Stücke wie z.B. "Dream in Red", "Revolution Road", "Gypsy (of a Strange and Distant Time)", "Pay your Dues" oder auch "Eden Burns" auftauchen, die definitiv ein Anhören verdient haben. Dabei wird dem kundigen Prog-Hörer jedoch sicherlich auffallen, dass jene "hörenswerten" Songs oft denen aus dem Hause Ayreon gleichen, was aber auch daran liegen mag, dass Erik Norlander an den beiden "Universal Migrator" Alben mitgearbeitet hat und im Allgemeinen einen guten Kontakt zu Ayreon Mastermind Arjen Anthony Lucassen pflegt. Nichtsdestotrotz ergibt dies einen Abzug in Sachen Originalität, was aber nichts daran ändert, dass Rocket Scientists im Grunde gut daran getan hätten, jene Songs auf nur eine CD zu packen und die anderen eher durchschnittlichen Kompositionen in der Schublade verschwinden zu lassen. Denn so wäre aus "Revolution Road" ein wirklich sehr gutes Album geworden, anstatt eines, dass den Hörer streckenweise gut aber oft nur eher mäßig Unterhält.

"Revolution Road" ist ein viel zu lang geratenes Album, das genau wegen jener Länge nur im mittleren Bereich der Prog-Veröffentlichungen einzuordnen ist. Wäre das Album ein wenig kürzer bzw. würde es nur eine CD mit allen gelungenen Songs umfassen, dann hätte ich kein Problem damit für "Revolution Road" eine Kaufempfehlung auszusprechen. Doch so kann ich dies nicht tun, da wohl nur jene an diesem Album gefallen finden werden, die großmütig über die immer wieder auftauchenden schwächeren Songs hinwegsehen können. Alle anderen sollten sich lieber ein Doppelalbum aus dem Hause Ayreon besorgen, da Meister Lucassen es wie kein zweiter versteht, ein 100-minuten Album mit massenweise Hits zu erschaffen.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 27.12.2006