Riverside "Anno Domini High Definition" / VÖ 03.07.2009

 

 

Bereits auf ihrem wunderbaren Zweitling "Second Life Syndrome" haben Riverside den mit dem (ebenfalls gelungenen) Debüt "Out Of Myself" eingeschlagenen Stil perfektioniert. Dementsprechend war das Drittwerk "Rapid Eye Movement" trotz durchaus starker Momente fast eine Enttäuschung, fehlten doch sowohl die kompositorische Dichte des Vorgängers als auch nennenswerte Neuerungen im Sound.

 

Doch mit "Anno Domino High Definition" haben sich die polnischen Proggies jetzt bereits wieder aus dieser künstlerischen Sackgasse befreit. Mit einem breiteren Spektrum an Keyboard-Sounds, das an einem Ende eine größere Bereitschaft zum Experimentieren zeigt, am Anderen durch den vermehrten Einsatz der guten alten Hammond-Orgel aber auch weiter als bisher zu den Wurzeln der "klassischen" Rockmusik zurückgeht, sowie Songkonzepten, die sich insgesamt weniger von Piotr Grudzinskis melodischer Leadgitarre und Mariusz Dudas stimmlichem Charisma abhängig machen, als bisher. Dabei sind diese Elemente natürlich nicht gänzlich unter den Tisch gefallen, sondern scheinen durch den etwas zurück genommenen Einsatz nur umso deutlicher hervor, wenn sie denn auftreten. Riverside klingen also nach wie vor nach Riverside. Auch der erfreulich gut hörbare und die Arrangements merklich bereichernde Bass Dudas spielt dabei wieder seine wichtige Rolle. Dass viele Passagen, insbesondere in "Hyperactive" und "Hybrid Times" so hektisch wirken, wie man es von der Band bisher nicht kannte, ist sicher kein Zufall im Hinblick auf das Albumkonzept, das die Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft zum Thema hat und wie auch der Bläsereinsatz in "Egoist / Hedonist" stell dies eine weitere Komponente der Frischzellenkur dar, die sich Riverside selbst verordnet haben und die ganz offensichtlich prächtig angeschlagen hat. Wer es nicht glaubt: Der Beweis heißt Anno Domini High Definition.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 08.07.2009