Ritual "The Hemulic Voluntary Band" / VÖ 31.08.2007

 

 

Die Band "Ritual" war mir bislang gar nicht bekannt, obwohl deren erstes Album der Discographie nach schon im Jahre 1995 veröffentlicht wurde. Umso positiver überrascht war ich dafür von "The Hemulic Voluntary Band". Der Opener und Titelsong erinnert mit seinen schrägen Läufen noch etwas an die Band Kaipa, der Ritual-Sänger / Gitarrist Patrik Lundström ebenfalls seine Stimmbänder zur Verfügung stellt, und stößt mit der Gesangsmelodie gleich in höchste Ohrwurm-Dimensionen vor.

 

"In The Wild" ist dann auch von der instrumentalen Ausführung her gefälliger und baut auf einem einprägsamen Piano-Lick auf. Kurz bevor das Stück langweilig zu werden droht, sorgt aber ein Kiffer-Gitarrensolo für die nötige Abwechslung. Auf "Late In November" wird dann der Folk-Bezug der Band, der sich zuvor schon in den Melodien leicht andeutete, offenbar. Mit Harmonika und Flöten wird hier entspannte Lagerfeuer-Atmosphäre verbreitet. Dramatischer ist dann "The Groke", das als düsterster Song der Platte durchgeht, auch wenn natürlich niemals wirklich negative Stimmung aufkommt. Besonders erwähnenswert ist auch bei diesem Stück wieder der Einsatz der ungewöhnlichen Instrumentierung. Nach "Waitig By The Bridge", das mich persönlich mit seinem überschwänglichen Frohsinn fast schon wieder nervt, kommt an sechster und letzter Position mit "A Dangerous Journey" ein satter 26-Minüter. Eigentlich hätte ich hier, dem Klischee von Prog-Rock-Longtracks gedenkend, eine Frickel-Abfahrt nach der anderen erwartet. Der Fall liegt aber tatsächlich ganz anders, denn Ritual setzten auch auf diesem dicken Brocken weitgehend auf folkige Atmosphäre und Melodie, erst gegen Ende wird das Tempo noch einmal angezogen.

 

Unterm Strich ist "The Hemulic Voluntary Band" vor allem ein Unterhaltungs-Album, denn es ist, trotz nicht eben radiokampatibler Songlängen, sehr zugänglich und erzeugt sogleich eine positive Stimmung. Dies allerdings ohne in irgend einer Form darauf "getrimmt" zu sein. Vielmehr hört man der Platte zu jeder Sekunde an, dass sie von Musikern erschaffen wurde, die sich  viele Gedanken gemacht haben, die mit Liebe und Hingabe bei der Sache sind. Denn die Band mag vielleicht sich selbst nicht ganz ernst nehmen (man beachte z.B. das witzige Artwork), ihre Musik aber mit Sicherheit. Und so haben es die Schweden tatsächlich geschafft, ein Prog-Rock-Werk zu kreieren, das enorme Zugänglichkeit mit einem ganz eigenen Charakter und künstlerischem Anspruch vereint.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 30.08.2007