Retroheads "Introspective" / VÖ 12.01.2007

Wenn sich eine Band Retroheads nennt, dann muss man wohl kein Genie sein um zu erraten, dass man die musikalischen Vorbilder der Band nicht nur in der Jetztzeit sondern durchaus auch in der Vergangenheit suchen muss. Und so wird dieses Album wie auch die nachfolgende Kritik vor allem für diejenigen Interessant sein, die auf Bands wie Marillions, (die alten) Genesis, Speck's Beard, oder auch The Flower Kings stehen.

"Introspective" ist ein Prog-Album das man musikalisch eindeutig als Retro einstufen kann, das aber dennoch nicht angestaubt oder altbacken daherkommt. Dies liegt vor allem daran, dass der Hörer zwar wohlbekannte Zutaten vorgesetzt bekommt, es in den Kompositionen geradezu von liebevollen Querverweisen auf die großen Vorbilder wimmelt, die aber auf eine Frische und dank einer transparenten und druckvollen Produktion auch zeitgemäßen Art und Weise aufbereitet werden. Retroheads transportieren sozusagen die Stärken ihrer musikalischen Helden ins Jahr 2007, wobei sich die Band aber nicht nur auf das bloße Zitieren beschränkt, sondern den Stücken auch ihren ganz eigenen Stempel aufdrückt. So scheut sich die norwegische Formation auch nicht davor im Song "One World" die momentane politische wie auch gesellschaftliche Weltsituation zu thematisieren, was wiederum auf eine musikalisch wechselhafte, zwischen Prog- und Rockklängen hin und her pendelnde Weise geschieht. Im Allgemeinen wird auf diesem Album Abwechslung großgeschrieben, erweisen sich die Songstrukturen doch als gleichermaßen komplex wie auch variabel, ohne jedoch zu überladen oder zu kopflastig daherzukommen. Von daher gestaltet sich das Anhören von "Introspective" sehr entspannt und kurzweilig, da Retroheads ihr Handwerk hörbar gut verstehen. Angefangen beim gekonnten und wohl akzentuierten Gesang von Mike Mann, der wiederum konstant von den beiden Backgroundsängerinnen Ann-Kristin Bendixen und Deborah Girnius unterstützt wird, bis hin zu der Instrumentalfraktion, bestehend aus Gitarre / Akustikgitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard, Hammondorgel und Flöte, wird dem Hörer durchgehend qualitativ hochwertige Kost geboten. Und da man auf dem gesamten Album auch keinen Durchhänger vorfindet, sondern von Songs wie "Rainy Day", "Living in a bubble", "Be Aware" oder auch "Slave of Gold" auf das Beste unterhalten wird, kann und möchte ich an dieser Stelle kein negatives Wort über dieses äußerst gelungene Prog-Album verlieren.

Prog-Fans werden "Introspective" lieben, soviel steht fest. Handelt es sich bei diesem Album doch genau genommen um eine kleine Perle, die nur darauf wartet entdeckt zu werden. Von daher ist "Introspective" für alle Prog-Liebhaber auch der erste Pflichtkauf im Jahre 2007. Diese Investition werdet ihr kaum bereuen.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 09.01.2007