Recoil "subHuman" / VÖ 13.07.2007

Mein lieber Scholli, das ist wahrlich alles andere als leichte Kost, die uns da Alan Wilder mit seinem Projekt Recoil auf "subHuman" präsentiert. Sieben Jahre nach der letzten Veröffentlichung liegt nun mit "subHuman" das neue Recoil-Album vor und in dem hat Alan Wilder den Blues entdeckt. Und zwar den schweren, den bisweilen traurigen Louisanna-Blues, der sich mit düsteren und ernsten Themen auseinandersetzt und der sich wie ein Schleier über den Hörer legt.

Bereits Ende der 80er hatte sich der ehemalige Depeche Mode Keyoboarder Alan Wilder mit Recoil Jahre ein eigenes Projekt geschaffen. Nach der Trennung von Depeche Mode im Jahre 1996 widmete sich Wilder ganz diesem. In der Vergangenheit hatte er dabei, der sich bei der Arbeit von Recoil stets aufs Schreiben, Arrangieren und Aufnehmen beschränkt, mit unterschiedlichen Künstlern wie Diamanda Galás, Douglas McCarthy von Nitzer Ebb, Sonia Madden (Echobelly) oder Moby zusammengearbeitet. Für "subHuman" kollaborierte Wilder mit dem Bluessänger Joe Richardson, den Wilder über das Internet ausfindig machte. Richardson, der bislang nie mit elektronischer Musik in Berühung kam, zeigte sich von Wilders Idee, auf "subHuman" mitzuwirken, sofort begeistert. Neben Joe Richardson mit seiner markanten Stimme ist auf "subHuman" außerdem die englische Sängerin Carla Trevaskis dabei. Trevaskis, die bereits für Fred de Faye (Eurythmics) oder Dave Mc Donald (Protishead) gearbeitet hat, liefert auf dem Album die Leadvocals zu zwei Songs sowie die Backing Vocals zum gesamten Album lieferte.

"SubHuman" ist, soviel ist bereits nach einer ersten kurzen Hörprobe klar, ein Album, das erarbeitet werden will. Vielschichtige, verzerrte Soundcollagen, ungewöhnlichen Orchestrierungen, die Schwere der Texte, die Schwere des Gesang und die scheinbar unterschiedlichen Stilrichtungen vermischen sich im ersten Moment zu einem undurchschaubaren Ganzen, in dem sich der Hörer zu verirren droht. "SubHuman" ist ein episches Werk, in dem allein jeder einzelne der sieben Tracks mit einer epischen Länge aufwartet: der schwere Elektroblues Opener "Prey" bringt es auf satte 8:20 Minuten, "The Killing Ground" auf 9:55 Minuten, "Intruders" gar auf 11:36 Minuten. Gerade jedoch in der Komplexität, der epischen Breite liegt der Reiz dieses Albums und zeigt sich die besondere Qualität, die Alan Wilder zusammen mit Joe Richardson und Carla Trevaskis geschaffen hat. Mit seinem Blues und der außergewöhnlichen cineastischen Atmosphäre, die "subHuman" erzeugt, scheint es mehr der perfekte Soundtrack für ein Südstaatendrama voller Blues, Emotionen und Leid denn ein Popalbum zu sein. "SubHuman" ist konsequent gegen jeden Trend und Hype, ein Album, das sicherlich nicht die Massen anspricht. Man muss jedoch kein Freund des Blues sein, um diesen Dreher zu mögen - man muss sich auf "subHuman" einlassen. Diejenigen, die dazu bereits sind, werden in Wilders neuem Album eine echte musikalische Perle entdecken. Und nebenbei den Blues.

Christine Schams - www.sounds2move.de / 07.07.2007