Ray Wilson "Chasing Rainbows" / VÖ 19.04.2013
Mit mehr als
20 Jahren Berufserfahrung auf dem Rücken, diversen Auszeichnungen in
der Tasche und Posterdrucken an der Wand, kommt das Arbeitstier Ray
Wilson auch anno 2013 nicht wirklich zur Ruhe. In dem Moment, wo andere
bereits bei der Hälfte der tourtechnisch zurückgelegten Strecke schon
in Richtung Bandauflösung schielen, holt Ray noch mal tief Luft und
hängt eine weitere Tournee hintendran. Ein kleiner Nimmersatt? Der eine
schimpft es so, andere würden schlichtweg behaupten, dass er daran
unglaublichen Spaß zu haben scheint. Die Wahrheit liegt wie so oft
vermutlich irgendwo dazwischen.
Ray Wilson müsste vielen ein Begriff sein, wenn man sich die
Verbindungen zu Stiltskin (ach ja, richtig, die Levis
501-Jeans-Melodie) oder Genesis in Erinnerung ruft. Mit seinem vierten
Solo-Album erfindet er zwar nicht das Rad neu - ganz und gar nicht -,
sondern unterstreicht seine Liebe und sein Faible für altbewährte
Stilmuster. Wer jedoch bei Ray Wilson davon ausgeht, dass mit "Chasing
Rainbows" (kitschiger Titel, by the way) eine langweilige
Nachfolgerscheibe im Stile der Bandvorgeschichte zur Bewältigung der
Vergangenheit geschrieben und veröffentlicht wurde, der irrt aber ganz
gewaltig. Zwischenzeitlich hat man gar die Vermutung, dass er sich
durch die Musik in seine eigene Traumwelt teleportiert, irgendwo
zwischen Sein und Schein. Eine bunte Mischung aus allerlei Gastmusikern
und Instrumenten lässt es ein Einfaches werden, mit in diese Welt
abzutauchen. In eine Welt, in der Emotionen und Gefühle von sehr hohem
Stellenwert sind - ob nun verkörpert und dargestellt durch die toll
inszenierte Streichereröffnung zu "Take it slow" oder aber das echt
imponierende Saxophon-Spiel von Marcin Kajper. Für genügend angenehmes
Kribbeln im Bauch ist gesorgt ("She don't feel so loved"), auch wenn
große Experimente fehlen.
Ein breites Spektrum, das Ray Wilson auf "Chasing Rainbows" da von sich
gibt. Sei es nun die rockige Variante (wenn auch sehr soft "Rhianne"),
die groovige Nummer im Stars-and-Stripes Kleidchen ("Whatever
happened") oder die Wehmutsschiene ("She's a Queen") - nahezu jede
Facette ist bis zur Perfektion mit jedem noch so kleinen Detail
gespickt. Handwerklich echt super gemacht. Allerdings ist mir - anno
2013 - der "komm, wir tanzen alle im Kreis und halten uns an den
Händen"-Flair etwas zu groß, wenn ich ehrlich bin.
Vanessa Vogl - www.sounds2move.de