Ray Davies „See my Friends“ / VÖ 05.11.2010

 

 

 

Nachdem Ray Davies mit den heute nicht mehr ganz so geläufigen Kinks für lange Jahre die Geschichte des (Brit) Rock mitgeschrieben hat und er außerdem einer der Geburtshelfer des VH-1 Formats „Storytellers“ ist, tritt deren einstiger Hauptkomponist, Gitarrist und Sänger inzwischen als Solokünstler und Schauspieler in Erscheinung. Sein neuestes Lebenszeichen heißt „See my Friends“ und beschäftigt sich mit Songs der Person, die er wie kein anderer kennt – nämlich sich selbst.

 

So erleben wir Davies auf diesem Album dabei, wie er sich selbst covert und sich dafür – der Name lässt es vermuten – einige Freunde und Bekannte ins Studio holt. So entstanden neue Versionen von Songs, deren Schöpfer vermutlich nur noch wenige aus dem Stehgreif hätte nennen können, die aber unbestritten Welthits waren. Die Drag-Queen-Hymne „Lola“ zum Beispiel wurde vor nicht all zu langer Zeit in einer populären Werbung punkig verwurstet, bewegt sich in der vorliegenden Fassung aber mehr im gemäßigten Blues-Bereich. Für Fans der härteren Gangart ist natürlich der härteste Songs des Albums mit Abstand der interessanteste, lässt er doch an die Zeiten von „Garage Inc.“ denken. Für Ray Davies haben sich Metallica seines Klassikers „You really got me“ angenommen, den in der Urversion auch jedes Kind kennt. Als weitere Rock-Weltstars geben sich Bruce Springsteen („Better Things“), Billy Corgan („All Day and All Night / Destroyer“) und das kreative Bon Jovi-Gespann Jon Bongiovi und Richie Sambora („Celluloid Heroes“) die Ehre. Besonders das markante Gitarrenspiel von Mr. Sambora hört der Fan augenblicklich heraus, was dem Stück sogleich eine neue, frische Note verleiht. Hörenswert auch das Duett „Dead End Street“ mit der schottischen Singer-Songwriterin Amy MacDonald. Kleiner Assoziationspunkt für Metaller: Klingt ein bisschen wie das Diablo Swing Orchestra, nur ohne den opernhaften Gesang. Insgesamt hätte „See my Friends“ für meinen Geschmack noch etwas mehr Schmackes vertragen können, besonders Metallica verwöhnen einen in dieser Hinsicht mit ihrer energischen Interpretation, wodurch so manch anderer Song das Nachsehen hat. So ist nicht jeder Schuss ein absoluter Volltreffer, das Projekt an sich aber unbestritten interessant, woran auch die Linernotes Davies’ ihren Anteil haben.

 

Wer sich unsicher ist und vorab reinhören möchte, findet ihr einige Auszüge: http://www.songwriters.de/vs/ray-davies/ .

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 09.11.2010