Ramones „It’s Alive“ DVD / VÖ 28.09.2007

 

 

Was soll man über die Ramones noch für große Worte verlieren? Die Punk-Helden aus New York City gehören zu den wohl einflussreichsten Bands ihres Genres. Das war vor 20 Jahren so und ist auch heute noch der Fall. Selbst wer wie der Autor dieser Zeilen als aktiver Musikfan nur noch an den letzten Jahren des Quartetts teilnehmen durfte, kam kaum an den Jungs mit den ulkigen Frisuren vorbei. Dafür sorgten schon allein die deutschen Chart-Punks der Toten Hosen bzw. Ärzte, die sich gern auf den prägenden Einfluss ihrer mittlerweile zu ¾ verstorbenen Helden beriefen und immer noch berufen.

 

Was für eine große Nummer die „Helden der 3-Akkorde“ ihrer Zeit waren deutet jetzt die Doppel-DVD „It’s Alive 1974-1996“ an. Neben frühen und späten Livemitschnitten bietet die DVD auch noch deutlich wertvolleres Gut, nämlich diverses Material wie Interviews aus dem schwedischen Fernsehen oder Impressionen des ersten Gastspieles der Truppe in Südamerika. Das volle Brett in Sachen HD-TV muss hierbei natürlich niemand erwarten, handelt  es sich doch um nostalgisches und nicht um studiofrisches Filmmaterial. Meckern kann trotzdem keiner, denn vor allem in Sachen Ton gibt man sich angesichts des Alters einiger Aufnahmen keine Blöße. Da sieht man den 2004 verstorbenen Gitarristen Johnny Ramone als Springinsfeld über seine Einflüsse wie etwa die Beates sprechen, während man an anderer Stelle das hagere Gesicht von Sänger Joey Ramone zwischen seiner wuchtigen Pilzfrisur und der obligatorischen Sonnebrille über Rock N Roll, Punk und den Aggressionsabbau der Jugend philosophieren hört. Wer will kann sich auch verschiedenste Musikvideos und Konzertaufnahmen aus der ganzen Welt ansehen, welche die Superstars in Clubs, Fernsehstudios und Stadien zeigt. Dabei mutet etwa das Material aus dem River Plate Stadion in Buenos Aires aus heutiger Sicht wie ein Bootleg an. An anderer Stelle schrubben sich die Ramones bei einer TV-Aufzeichnung herrlich disharmonisch durch „Blitzkrieg Bob“, während das Publikum wie angewurzelt auf seinen Sitzplätzen verweilt und nur durch unkoordiniert wirkendes Zucken in den Beinen seine Zustimmung ausdrückt – unfreiwillig komisch und zugleich liebenswert. Angesichts des bunten Schnipselregens fällt kaum ins Gewicht, dass sich einige Evergreens auffällig häufig die Ehre geben. Denn irgendetwas gibt es bei den Filmchen immer zu entdecken, selbst wenn es nur die beknackte Frisur des Moderators ist. Dennoch muss man kein Fan der Band sein, um beim Stöbern durch „It’s Alive“ seine Freude zu haben. Denn hier wird ein Kapitel Musikgeschichte in kleinen Häppchen serviert, das auch Nachwuchsrockern vorzüglich bekommen wird. Prädikat: Besonders Rockbar.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 23.10.2007