Rammstein "Rosenrot" - Plattenkritik / VÖ 28.10.2005

Mit ihrem letzten Album "Reise Reise", konnten Rammstein einen Erfolg nach dem anderen verbuchen. Dennoch spalteten sie damit die Fangemeinde in zwei Lager, wobei die einen das neuste Werk begeistert aufnahmen, während die anderen mit dem Album rein gar nichts anfangen konnten. Vielen war die neue Marschrichtung von Rammstein suspekt, da einige Songs nicht mehr so brachial, sondern eher überlegter und auch zurückhaltender als in früheren Tagen ausfielen. Und jene die schon mit "Reise Reise" ihre Probleme hatten, werden mit "Rosenrot" auch nicht warm werden. Denn Rammstein wandeln konsequent auf dem Weg, den sie mit "Reise Reise" eingeschlagen haben.

Nicht einmal 12 Monat ist es her, seit "Reise Reise" in meinem Player fleißig seine Runden drehte und bei mir einen sehr überzeugenden Eindruck hinterließ. Zwar vermochte es nicht an das Überalbum "Mutter" heranzureichen, konnte mich aber dank starker Songs dennoch gut unterhalten. Dementsprechend groß war meine Vorfreude, als ich nun meiner nach Musik dürsteten CD-Anlage den Nachfolger zum fraß vorwarf. Doch schon mit "Benzin", dem als Single Ausgekoppelten Eröffnungssong, machte sich bei mir eine gewisse Ernüchterung breit. Zwar ist das Stück solide Hausmannskost der Marke Rammstein, aber richtige Begeisterung mag dennoch nicht aufkommen. Dafür fehlt es dem ganzen an der nötigen Originalität, auch wenn der Text mit seiner interpretationsreichen und wirtschaftskritischen Symbolik durchaus zu gefallen weiß. Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass er sich bei diesem Song um eine entstaubte B-Seite handelt, wobei man diese Feststellung auf das ganze Album ausdehnen kann. Auch ist es vielen Stücken anzumerken, dass sie noch aus der Aufnahmephase von "Reise Reise" stammen. So wirken gewisse Lieder gar wie das Bindeglied zwischen den Alben "Mutter" und "Reise Reise", wobei sie qualitativ aber weder auf das eine, noch auf das andere Album passen würden. Denn die meisten Songs sind zwar gut geraten, können aber im direkten Vergleich mit den älteren Songs nicht mithalten. Trotzdem handelt es sich bei diesem Album nicht um ein totales Desaster, da ein eher mäßiges Rammstein Werk immer noch weit über dem herkömmlichen Durchschnitt liegt. Vor allem die Songs "Rosenrot", "Wo bist du", das stampfende und mit türkischem Gesang eingeleitete "Zerstörer" und "Spring", bei dem mit der Schaulust der Menschheit abgerechnet wird, wissen durchaus zu gefallen. Mit "Te Quiero Puta" wird auch noch ein Song mit Spanischem Text eingebaut, dem man ebenfalls einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen kann. Jedoch ist mein persönliches Highlight des Albums der Song "Stirb nicht vor Mir / Don`t die before i do", auch wenn ich ihn Anfangs als absoluten Müll abgetan habe. Denn dieser Song könnte nicht Rammsteinuntypischer sein, handelt es sich doch dabei um eine waschechte Ballade, fern jeder Härte. Till Lindemann singt hierbei im Duett mit Sharleen Spiteri (Sängerin der britischen Gruppe Texas), wobei der Text in einem Mix aus Deutsch und Englisch gehalten ist. Und obwohl der Song so ungewöhnlich ist, entfaltet er nach einer Weile seine gesamte Schönheit und wird einem wohl nicht mehr so schnell aus dem Sinn gehen.
Der limitierten Auflage von "Rosenrot", liegt übrigens noch eine DVD bei. Auf dieser findet man drei Livesongs von der "Reise Reise" Tour vor, wobei es sich um die Stücke "Reise Reise", "Mein Teil" und "Sonne" handelt. Und obwohl die Bild und Tonqualität wirklich ausgezeichnet ist, muss man diese DVD nicht unbedingt in seiner Sammlung haben. Denn es handelt sich dabei nicht um Exklusives Material, sondern um einen Ausblick auf die kommende Live DVD von Rammstein. Somit wird man diese Aufnahmen in absehbarer Zeit auch auf anderem Weg erwerben können. Und so fällt auch die DVD ein wenig enttäuschend aus, da sicherlich ein wenig mehr drin gewesen, um dem Mehrbezahlenden Fan auch wirklich was Besonderes zu bieten.

Kommen wir also nun zum Fazit: "Rosenrot" ist definitiv ein eher mittelmäßiges Rammstein Album geworden und muss sich somit den Vorwurf eines Schnellschusses gefallen lassen. Denn trotz ein paar guter Songs, kann dieses Album nicht vollumfänglich überzeugen und wird verständlicherweise viele Enttäuschen. Und ob sich Rammstein damit einen Gefallen getan haben, das wird die die Zukunft zeigen. Als Pflichtkauf für Fans würde ich diese CD nicht anpreisen, außer man hat die Möglichkeit sie irgendwo äußerst Günstig zu erwerben.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 18.11.2005