Rabenschrey „Exzessivus“ / VÖ 24.09.2010

Neun Alben in zehn Jahren ist ein beachtlicher Output für eine Mittelalterband und im Falle von Rabenschrey lässt sich im Laufe der Alben eine klare Entwicklung nachvollziehen. Wobei die aktuell vorliegende Scheibe „Exzessivus“ etwas aus dem Rahmen fällt und irgendwie einen leicht experimentell anmutenden Charakter hat. Es sind zwar durchaus noch jene Elemente vorhanden, die der Band ihre Fangemeinde mit klamaukigen Titeln wie „Hey wir sind Heiden“ oder dem berüchtigten „Templerschaf“ beschert hat, doch auf dieser Scheibe nur in geringer Zahl wie in „Heiden tanzen“, „Die Kirche brennt“ (in Anlehnung an den NDW-Hit „Die Schule brennt“) und „Strauch aus Dornen“ was irgendwie sowohl vom Stil als auch vom Titel her an eine Subway to Sally Parodie erinnert. Sie beweisen zwar auch, dass sie die Flötentöne noch gut beherrschen, denn die Flöte ist fast als einziges typisches Mittelalterinstrument übrig geblieben, während ansonsten eher E-Gitarren und Schlagwerk in den Vordergrund gerückt sind.

Überhaupt ist dieses Album sehr stark in den Bereich der Neuen Deutschen Härte vorgedrungen. Sänger Donars Stimme eignet sich dafür zwar auch prima, jedoch ist es für die alten Fans etwas gewöhnungsbedürftig, wenn in Stücken wie „Kraftvoll“ und „Wünsch Dir was“ die Rammstein-Anleihen nur allzu deutlich werden. Mit dem letzten Stück „Stumpf“ wird es sogar elektronisch und die Jungs beweisen, dass sie trotz der härteren Gangart nicht ihren Humor verloren haben, denn das Stück nimmt sowohl musikalisch als auch textlich so einiges auf die Schippe. Überhaupt ist das Werk recht gesellschaftskritisch und damit kopflastig geworden. Ob es für die Fangemeinde eine neue interessante Facette darstellen wird oder doch eher abschreckend wirkt, bleibt abzuwarten. Zumindest kann man sich nicht beschweren, die Nordrhein-Westfalen würden stagnieren. Ein interessantes Album, bei dem aber auch (und gerade) alt eingesessenen Fans empfohlen wird, erst einmal Probe zu hören.  

Steve Palaser – www.sounds2move.de