Queen „Hungarian Rhapsody – Live in Budapest“ BR / VÖ 13.09.2012

  

Ja, es gibt schon wieder etwas Neues von Queen zu kaufen. Und ja, ich laufe Gefahr, mich zu wiederholen. Aber auch „Hungarian Rhapsody“ ist wieder eine überaus interessante Geschichte für Fans der Bombast Rock-Götter. Gezeigt wird ein Konzert aus Budapest, das nicht nur inhaltlich, sondern vor allem durch den Rahmen von einem Hauch Geschichte umweht wird.

Wir schreiben das Jahr 1986, und Queen sind die erste westliche Rockband, die ein Stadionkonzert hinter dem Eisernen Vorhang spielen darf. Hierfür wird eigens das riesige Rund des Népstadion (heute Puskás Ferenc Stadion) bezogen, das an diesem Abend eine Kulisse präsentieren wird, wie sie an dieser Stelle bis heute nicht mehr übertroffen wurde. Wie die gelungene Bonus-Dokumentation „A magic Year“ zeigt, ist die Band laut Roger Taylor schon vor dem Konzert gespannt auf diesen Abend, da man erfahren hat, dass Besucher aus allen möglichen Balkan- und Ostblockländern zu der Show anreisen werden, unter anderem aus Polen und der damaligen Tschechoslowakei. „Das wird bestimmt spannend. Die Russen lassen uns ja sonst nie rein“, scherzt der Schlagzeuger mit feinem britischem Humor. Er wird recht behalten, und die Fans, die teilweise lange Anreisen auf sich genommen haben, werden die Mühen nicht bereuen. Auch weil sie unwissentlich Zeugen der letzten Queen-Tour mit Freddie Mercury werden, der die 80.000 Besucher in der ihm eigenen Art auch an diesem Abend nach Belieben dirigiert. Der Sänger mit dem markanten Überbiss fädelt die Sache aber auch geschickt ein, denn neben seinem großen Charisma zeigt er auch den Willen zur Verständigung der Kulturen, weshalb er extra für dieses Konzert das ungarische Volkslied „Tavaszi Szél Vizet Áraszt“ lernte und weltexklusiv zum Besten gab. Eine nette Geste, die womöglich gar nicht nötig gewesen wäre, immerhin sollte bereits der fulminante Eröffnungsdoppelschlag „One Vision“/„Tie your Mother down“ die Fronten geklärt haben. Zumal es danach keinesfalls bergab geht, sondern eher noch weiter hinauf. Da wäre zum Beispiel eine herzzerreißende Version von „Love of my Life“, ein nicht weniger intensives „Who wants to live forever“ und natürlich die Mutter aller Queen-Epen: „Bohemian Rhapsody“. Passend zur Stadionkulisse dürfen natürlich auch „We will rock you“ und „We are the Champions“ nicht fehlen, die zwar ihre Wirkung nicht verfehlen, über die Jahrzehnte aber leider über alle Maßen bei allen annähernd passenden Gelegenheiten tot genudelt wurden. Da lauscht man doch lieber „Seven Seas of Ryhe“ oder „Friends will be Friends“. Aufgelockert wird das Konzert übrigens von kurzen Einspielern, die Queen abseits der Bühne rund um ihren Auftritt in Budapest zeigen. So wird die Balkan-Metropole vom Wasser aus besichtigt, Mercury verköstigt tapfer Hochprozentiges aus vermutlich hauseigener Herstellung, und man trägt sich gemeinsam ins goldene Buch der Stadt ein. Toll auch der kurze, aber intime Moment, in dem Freddie Mercury mutterseelenallein im großen Rund des Stadions auf der Bühne steht und seine Gesangsübungen durch die Weiten der Betonschüssel hallen. Nicht verschwiegen werden soll, dass man sich bei der optischen Aufarbeitung dieses Konzertmitschnittes und der Bonus-Doku viel Mühe gemacht hat, um das Material – immerhin schon 26 Jahre alt – bestmöglich aufzuhübschen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wobei natürlich niemand einen 2012er Standard erwarten sollte. Noch mehr Mühe hat man sich bei den Tonspuren gegeben, die überaus mitreißend geraten sind und sogar in 5.1. erklingen. Genug Gründe also, warum „Hungarian Rhapsody“ in jede Fan-Sammlung gehört. Abschließende Erkenntnis: Das Jubiläumsjahr 2012 war ein verdammt teures für die Queen-Fangemeinde.

 

Markus Rutten -  www.sounds2move.de