Queen „Deep Cuts“ / VÖ 18.03.2011

 

 

40 Jahre Queen und dazu auch noch der Umzug zu einem neuen Labelpartner. Die britischen Rock-Giganten feiern ihr großes Jubiläum unter anderem damit, dass nach und nach alle Alben neu aufgelegt werden und sogar ein neues Studioalbum liegt theoretisch im Bereich des Möglichen. Werbung in eigener Sache macht man zudem mit „Deep Cuts“, dem ersten Teil einer mehrteiligen Serie.

 

Neuen Stoff bekommt man hier leider noch nicht geboten, vielmehr fassen Gitarrengott Brian May und Co. noch einmal das zusammen, was bis dato schon erreicht wurde. Dies tut man nicht etwa in Form einer überflüssigen weiteren Single-Sammlung, sondern als Best-of Compilation der etwas anderen Art. Nicht die kommerziell erfolgreichsten oder bekanntesten Songs finden sich auf „Deep Cuts“, sondern die persönlichen Favoriten der Band selbst. Dass dabei einige lang vergessene oder dem Radiopublikum komplett unbekannte Songs zu Tage gefördert werden, versteht sich von selbst. Beim uralten Opener „Ogre Battle“ darf man da schon mal die Augenbraue nach oben ziehen, denn hier klingen Queen noch richtig abgespact und tief vom bewusstseinserweiternden frühen Progressive Rock beeinflusst. „The Millionaire Waltz“, eine Rock-Interpretation des klassischen Walzer, und „The March of the Black Queen“ klingen von ihrem klanglichen Erscheinungsbild her hingegen weitaus vertrauter und folgen zumindest teilweise der Konventionen ignorierenden, großen Epik eines „Bohemian Rhapsody“. Strophe, Bridge, Refrain? Träum weiter – stattdessen gibt es unerwartete Schlenker und Tempowechsel, die man sich als Stromgitarrenband erst mal trauen muss. Bleiben wir noch kurz beim großen „Bohemian Rhapsody“: „I’m in Love with my car“ war seinerzeit als B-Seite auf der dazugehörigen Single gelandet und der Titel ist Programm, denn der Text stellt eine Liebeserklärung an ein Fortbewegungsmittel dar. Ebenfalls ungewöhnlich, weil den „Single-Fans“ vermutlich gar nicht bekannt: auch Roger Taylor ist ein passabler Sänger wie dieser Song beweist. Gleiches gilt für „Flick of the Wrist“ bei dem Taylor singt und sich Freddy Mercury bereitwillig ins zweite Glied begibt, um den Song am Piano zu begleiten. Wie wichtig Queen auch für den Heavy Metal waren, unterstreicht „Stone Cold Crazy“ nachhaltig, das harte Riffs mit dem typischen Queen-Flair kombiniert. Zu erneutem Weltruhm gelangte dieser Song übrigens 1998, als er im Rahmen des Metallica Coveralbums „Garage Inc.“ erschienen war. Zwar fand sich der Kniefall der Thrash Metaller vor den Epic Rock-Giganten schon auf der 1991er Single zu „Enter Sandman“, fand dort neben der Über-A-Seite aber weniger Beachtung als sieben Jahre später.

 

Wer Queen abseits ihrer unzähligen Hit-Singles kennen lernen möchte, findet auf „Deep Cuts“ einen recht repräsentativen Querschnitt der ersten Werke, der natürlich trotzdem nur einen groben Eindruck vermittelt. Für Alt-Fans ist schade, dass sich keinerlei Exklusives findet und B-Seiten und dergleichen leider komplett fehlen. Daher sei den Die-Hard-Fans eher empfohlen sich auf die Deluxe-Re-Releases zu konzentrieren, die parallel erscheinen und neben einem klanglichen Makeover auch mit Unveröffentlichtem und Raritäten bestückt wurden. Wer hingegen nur ein bisschen in der Geschichte der besten Band aller Zeiten (Meinung Autor) schnüffeln will, kommt mit „Deep Cuts“ um einiges billiger weg, verzichtet aber natürlich gleichzeitig auf seinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 18.03.2011