Potentia Animi "Psalm II" / VÖ: 28.04.2006 

Nachdem Potentia Animi auf dem letztjährigen Wacken Open Air einen wirklich guten Auftritt hingelegt hatten, war ich sehr gespannt, deren neues werk zu hören. Leider hat mich "Psalter II" bitter enttäuscht. Was man hier findet, hat nicht im Ansatz die Klasse des Vorgängers oder der Live-Performance. Über 12 Songs versuchen die falschen Klosterbrüder angestrengt, auf den schon längst abgefahrenen Mittelalter-Zug aufzuspringen. Mit Flöten und Dudelsäcken sowie Chorälen gelingt es auch stellenweise, ein halbwegs mittelalterliches Flair herzustellen, so zum Beispiel im Instrumental-Part von "Ewigkeit". Aber die Instrumentierung ist auch nicht das Problem, wenn man hier auch keine Besonderheiten findet. 

Das eigentliche Manko, und zwar ein ganz großes, ist der Gesang. Schon mal was von Stimmlagenwechsel gehört? Atmosphäre erzeugt man nicht, in dem man immer dasselbe macht. Und genau das passiert hier, und zwar von Anfang bis Ende. Immer wieder nervt den Hörer die selbe Gesangsmelodie, das selbe Versmaß, und dann auch noch diese monotone dunkle Stimmlage. Für einen oder zwei Songs, ja okay. Aber durchgehend immer nur diese Stotterei, die offenbar lyrisch wirken soll? Zudem wirkt das ganze wirklich extrem von Corvus Corax abgekupfert, ganz deutlich bei "Manus Ferens", auch wenn da ein paar Gitarren mitklingen. Das ganze Album klingt, von einigen wenigen Instrumental-Parts abgesehen, einfach nur flach und ausdruckslos.

Es gab mal eine Zeit, da hat man Mittelalter-Rock als etwas innovatives gesehen. Diese Zeiten sind wohl vorbei, und Potentia Animi sind dafür ein gutes Beispiel, auch wenn es wirklich schlimmere Bands in diesem Bereich gibt, denn live kann ich die Truppe dennoch empfehlen. 

Michael Bruns - http://www.sounds2move.de/ / 21.04.06