Poisonblack „Lust stained Despair“ / VÖ 25.08.2006

 

 

Ja ja, als Musiker kann man mitunter schon eine arme Sau sein. Aktuelles Beispiel: Villa Laihiala. Der Finne lieh den Melancholikern Sentenced über knapp zweidrittel ihrer Bandgeschichte seine markante und prägende Stimme, bis Sentenced vor etwa einem Jahr zu Grabe getragen wurden. Seit dem Ableben des einflussreichen Quintetts widmet sich der groß gewachsene Sänger vollends seiner zweiten Band Poisonblack. Problem für Laihiala: Selbige pflegt einen ähnlichen Sound wie sein ehemaliger Hauptbrötchengeber.

 

Und genau da liegt das Problem. Solang der Mann mit der rauen Stimme dieser Art von Musik frönt und selbst den Gesang übernimmt, ist es nebensächlich ob er bei Poisonblack auch die Leadgitarre spielt. Die Vergleiche mit den Verurteilten wird er ebenso wenig wie seinen eigenen Schatten abwimmeln können. Und auch wenn er mit „Lust stained despair“ ein überdurchschnittlich gutes Album produziert hat, wird der geneigte Fan doch in den meisten Fällen sagen: „Gar nicht schlecht, aber ‚The cold white light’ und das ‚Funeral Album’ waren stärker“. Und sie haben recht. Oder um die Vergleicherei ins unermessliche zu steigern: „Soul in Flames“ erinnert an „Vegance is mine“, „Pain becomes me“ könnte der Bruder von „End of the Road“ sein und „The darkest Lie“ lässt beispielsweise an „No one there“ denken. Dabei sind diese Gegenüberstellungen nicht einmal bösartiger Natur, sondern tauchen auch bei Fans, die weniger Intensiv in der Materie stecken ungewollt im Hinterkopf auf. Und darin liegt auch der einzige „Vorwurf“, den man unserem Protagonisten machen kann. Nämlich dass er unverkennbar auf den Pfaden wandelt, die er zwischen 1995 und 2005 selbst in den Wald getrampelt hat. Im Gegensatz zur allgegenwärtigen Melancholie ist dabei allerdings der rabenschwarze Humor der musikalischen Selbstmörder auf der Strecke geblieben. Ganz so dreckig und rotzig kommen Poisonblack ebenfalls nicht daher, auch wenn ihr von Tue Madsen (Heaven Shall Burn, The Haunted) gemixtes zweites Album keinesfalls so glatt daher kommt wie etwa der letzte Output der Göteborger Genrekolleginnen und –Kollegen Beseech. Einen Vorteil hat das noch nicht durchgeführte Durchtrennen der musikalischen Nabelschnur allerdings schon – nämlich, dass alle Anhänger, die immer noch dem Bandende von Sentenced nachtrauern hier knapp 50 Minuten Trauerbewältigung geboten bekommen. Wenn das mal kein feiner Zug von unserem Kumpel Ville ist.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 22.08.2006