Planet X „Quantum“ / VÖ 18.05.2007

 

 

„So komplexe Musik wie Planet X spielt niemand anders“, sagt Tastenvirtuose Derek Sherinian (u.a. Ex-Dream Theater) gewohnt selbstbewusst von seiner Instrumental-Band. Das mag sich zunächst wie reine Angeberei anhören, erweist sich aber beim Auflegen von „Quantum“ schnell als Statement mit Hand und Fuß. Dabei wirkt der Opener „Alien Hip Hop“ eigentlich noch recht verträglich, einigen irren Rhythmus-Spielereien und ungewöhnlichen Harmonien zum Trotz.

 

Aber im Verlaufe des Albums wird einem klar, was der Keyboarder meint. Die Komplexität der Musik von Planet X basiert gar nicht mal so sehr auf schnellem Malen nach Skalen, obwohl Sherinian, ebenso wie die Gastmusiker Brett Garsed (Gitarre), Allan Holdsworth (Gitarre), Jimmy Johnson (Bass) und Rufus Philpot (Bass), zwischendurch natürlich auch Gelegenheit hat, die Finger qualmen zu lassen. Die eigentlichen Besonderheiten stellen aber die breaklastigen, zwischen Metal / Rock und jazzigen Elementen pendelnden Songaufbauten, Dereks mitunter schräge, jegliche Stilgrenzen ignorierenden Harmonien und vor Allem die rhythmische Experimentierfreude von Schlagzeuger und Songschreiber Virgil Donati dar. Bei Letztgenanntem fragt man sich bisweilen gar, ob er vielleicht zwei Gehirne hat, um sein polyrhythmisches Spiel zu koordinieren. Das Ergebnis klingt tatsächlich komplex und einzigartig, stellenweise aber auch zu selbstverliebt. Denn leider scheint der Anspruch, möglichst abgefahrene Musik zu komponieren, oft deutlich die Intention, etwas zu erschaffen, das nun tatsächlich einen Hörgenuss darstellt, überwogen zu haben (z.B. „Quantum Factor“). Das macht „Quantum“ in erster Linie zu einem Musikeralbum, dass Fachleuten ob seiner technischen Umsetzung und dem sich in den Stücken widerspiegelnden Reichtum an wirklich ungewöhnlichen Ideen sicher die eine oder andere Maulsperre wert sein wird. Wer allerdings stimmungsvolle oder emotionale Instrumentalmusik zur guten Unterhaltung sucht, sollte sich eher auf anderen Baustellen umsehen.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 28.05.2007