Philm "Fire from the Evening Sun" / VÖ 12.09.2014

 

 

 

Die Metalwelt blickt auf das neue Album von Philm und erwartet "Fire from the Evening Sun" durchaus mit Spannung. Ohne despektierlich klingen oder Philm zu nahe treten zu wollen, hat dieser Umstand vor allem eine Ursache: Dave Lombardo. Nachdem dessen Stuhl bei Slayer abgesägt wurde, kündigte der Schlagzeuger an, sich nun erst mal auf eben jene Philm konzentrieren zu wollen, die uns hier nun ihr zweites Album vorlegen.

 

Mit den Thrash-Salven aus Lombardos Vita mit den verschiedenen Bay Area-Kapellen haben die hier versammelten zwölf Songs dann auch so gut wie gar nichts zu tun. Sicher, hier und da gibt es den einen oder anderen Ausbruch, da darf die Fellgerber-Legende mal schön vom Leder ziehen, und dann passt sich auch Sänger Gerry Nestler mal kurzzeitig an und spendiert den jeweiligen Passagen eine Portion deftiges Gekeife. Eigentlich sind Philm aber in anderen Gefilden beheimatet und ob die den Nerv von Daves Anhängerschaft treffen, darf zumindest in Frage gestellt werden. "Fire from the Evening Sun" thrasht nämlich nicht, sondern es proggt und sludget. Das klingt im besten Fall wie eine mittelprächtige B-Seite früher Mastodon, im schlechtesten erweckt es den Eindruck, man habe eine obskure Platte aus den 70ern in die Hände bekommen, nämlich dann, wenn Philm klingen als würden sie sich in spacigen Jam-Sessions verlieren. Hitpotential hat das wenig bis überhaupt nicht und klanglich präsentiert man sich bei aller Liebe meilenweit vom Jahr 2014 entfernt. Damit ist nicht mal gemeint, dass diese Scheibe sonderlich trendy, hip oder fett klingen sollte oder müsste. Das Problem ist viel grundlegenderer Natur, denn man muss kein audiophiler Soundfetischist sein, um zu attestieren, dass "Fire from the Evening Sun" schlicht und ergreifend scheiße klingt. Ein bisschen retro, OK. Genretypisch verwaschen, geschenkt. Aber so was muss nun wirklich nicht sein. Da wird jedes Hörvergnügen schon im Keim erstickt, wenn man nicht gerade Fan des Experimental Rock der 70er ist und sich gleichzeitig nicht daran stört, dass man den Eindruck bekommt, die Instrumente wären irgendwie verstimmt. Zugutehalten muss man dieser Platte, dass sie schön heavy ist und den einen oder anderen knackigen Groove parat hält. Und natürlich ist Dave mit von der Partie. Das wäre es dann aber auch schon wieder mit der Herrlichkeit. Sicher muss man Lombardo zugestehen, dass er jetzt einfach mal etwas anderes machen und neues Terrain erkunden will. Gut finden muss man das hingegen nicht. Vielleicht sind Philm ihrer Zeit ja auch voraus und man erkennt erst in ein paar Jahren wie bahnbrechend dieses Album eigentlich ist. Stand heute - und das muss man leider so deutlich sagen - braucht diese Scheibe kein Mensch.


Markus Rutten - www.sounds2move.de