Phillip Boa & The Voodooclub "Decadence & Isolation" - Plattenkritik / VÖ 29.08.2005

Platteninfos driften zuweil ins Philosophische: Er ist zurück, obwohl er eigentlich nie weg war. Und so paradox dieser Satz auch klingen mag, in diesem Fall stimmt er. Phillip Boa ist wieder da, wieder mit seinem Voodooclub, wieder mit Pia Lund, seinem konterkarierenden Gesangspart, und sein mittlerweile 14. Studioalbum ist zugleich sein Comeback-Album bei Motor Music. Derartige Dinge kündigten sich bereits mit dem Album My Private War an, für das Boa wieder seinen Voodoo Club rekrutierte. Für viele überraschend teilte sich 2003 Phillip Boa zu den Aufnahmen von C90wieder mit Pia Lund das Mikro, wenngleich auch nur einige Songs. Nun, fast zehn Jahre nach She, das die vorerst letzte Zusammenarbeit mit Pia Lund und dem VoodooClub markierte, nach dem obligatorischen Best-Of-Album, seinem Solo Lord Garbage, nach My Private War und dem punkigen C90 hat Phillip Boa seinen Voodooclub wieder und auch Pia Lund ist wieder mit dabei. Wer allerdings meint, Decadence & Isolation ist ein Schritt zurück, knüpft nahtlos an Boaphenia, dem kommerziell erfolgreichsten Boa-Album an, dürfte sich täuschen. Boa wäre nicht Boa, würde er nicht auch mit seinem 14. Studioalbum seinen eigenen musikalischen Weg gehen.

Inhaltlich handelt Decadence & Isolation von der Odyssee, der Suche der Menschen nach Dingen, die sie vielleicht nie erreichen werden, und bei der sie letztlich ihre Zeit zerstören. Beschrieben ist das unter anderem in Songs Of Life 1,2,3,4. Bei der musikalischen Umsetzung überraschen einmal mehr die Gitarren, die zugunsten Großarrangements und Elektronik zum Einsatz kommen. Decadence & Isolation ist ein Gitarrenalbum, auch wenn, wie Phillip Boa im Interview erläutert, auf Elektronik nicht verzichtet wurde. Für diesen Sound zeichneten als Produzenten Swen Meyer, (unter anderem Tomte und Kettcar) und kein Geringerer als Raphael Gordon, Produzent der letzten beiden Strokes-Album, verantwortlich. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit zeigte bereits die erste Singleauskopplung Burn All The Flags: Krachende Gitarren, eingängige Melodien und dem Boa-typischen Sound und Wechselgesang zwischen Pia Lund und Phillip Boa - ob nun in The Songs Of Life 1,2,3,4, 2 White Moths And A Black Cat oder im ironisch und zugleich stolzen Making Noise Since ’85, ein Rückblick in die vergangenen 20 Jahre Phillip Boa & The Voodooclub und zugleich Blick in die Zukunft.

Revival, Comeback, Reunion oder whatever: Decadence & Isolation ist schlicht Phillip Boa & The Voodooclub 2005. Ungelenk, grimmig, ironisch und stolz, wütend und im nächsten Moment dann doch wieder zart-süß.

Christine Schams - www.sounds2move.de / 09.08.2005